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...und was es sonst noch gibt #coronaeltern Es könnte so einfach sein

Über den Ausnahmezustand und Zuversicht

Es ist gerade für alle eine sehr fordernde Zeit. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier lebe, wo ich lebe und ich mich im Vergleich mit vielen anderen Menschen auf diesem Planeten als äußerst privilegiert betrachten kann.

Trotzdem hat die Pandemie auch für mich/für uns besondere Herausforderungen parat.

Wir haben allerdings als Familie schon ein paar knifflige Situationen in den letzten Jahren überwunden. Es war nicht immer einfach.

Aber ich denke, wir sind alle daran gewachsen und das hat uns für diese Zeit jetzt auch gestärkt.

Ich finde nämlich, dass die Kinder mit der gesamten aktuellen Situation erstaunlich gut zurecht kommen. Meine Kinder jedenfalls. Es kann daran liegen, dass sie nun auch zu viert sind und sie sich nicht als Einzelkind mit der Mama langweilen müssen. 

Aber vielleicht geht unser Plan, den Kindern möglichst viel Resilienz mitzugeben auch auf. Keine Ahnung. Vielleicht ist es auch ihre Grundkonfiguration oder eine Kombination aus allem.

Mir ist auf jeden Fall seit je her wichtig, dass die Kinder mit allen schwierigen Situation möglichst gut umgehen können. So brauchte es nicht erst eine weltweite Pandemie, die aufzeigt, dass eben nicht immer alles nach Plan läuft. Auch davor hat es immer wieder Umstände gegeben, die Gewohnheiten oder Pläne durcheinander würfelten. 

Krankheiten, Umwelteinflüsse, externe Umstände….das alles kann Pläne über Bord werfen und Frust entfachen.

Und so gibt es jetzt auch ständig Dinge, die nicht laufen können wie gewohnt, gewünscht, erhofft, geplant.

Ich bin einerseits gar nicht unglücklich, dass die Sportkurse der Kinder am Nachmittag alle ausfallen. Gerade jetzt im Winter. Es spart 3 Nachmittage den Job als Mamataxi und entschleunigt die Nachmittage. Gleichzeitig sind die sportlichen Aktivitäten für die Kinder aber wichtig. Ich muss das irgendwie kompensieren. Die Zeit, die ich als Mamataxi nun einspare, verbrauche ich für Diskussionen, Spaziergänge und irgendwelchen Beschäftigungsangeboten.

Die Kinder haben natürlich auch Lust sich zu verabreden. Die Empfehlung nur einen festen Kontakt auszuwählen als Familie ist ein bisschen weltfremd. Zumal, wenn man die Kinder raus schickt, begegnen sie auch anderen Kindern.

Ich finde uns seit März schon konsequent sehr vorsichtig und umsichtig. Ich habe bevorzugt immer nur eine andere Mama mit ähnlich alten Kindern und dann draußen getroffen. So kamen nur zwei Haushalte zusammen. Im Sommer waren es auch schon mal 3-4 Haushalte am Badesee oder auf dem Spielplatz. Unter Berücksichtigung der gegebenen Empfehlungen und Möglichkeiten. Im Haus bei jemandem war ich seit dem nicht mehr. Und jemand in unserem Haus zu Besuch war auch niemand, wenn man 15 Minuten Stipvisiten unter Lüften absieht. Aber auch das kann man in diesem Jahr an einer Hand abzählen. 

Die Kinder allein treffen von mir präferiert möglichst auch nur Kinder aus der eigenen Klasse und draußen. Wenn mal ein Klassenkamerad im Haus ist, dann achte ich auch auf gutes Lüften. Und so ein bisschen Entspanntheit braucht es auch, um nicht völlig neurotisch zu werden. 

Kindergeburtstage haben wir nicht gefeiert und werden die im frischen neuen Jahr anstehend auch nicht feiern.

Insgesamt leben wir deutlich reduzierter, was unsere Sozialkontakte angeht. Die Kinder vergleichen uns manchmal, weil die ein oder andere Familie es etwas lockerer nimmt. Aber ich sage ihnen ganz offen, dass ich manchmal nicht genau weiß, was jetzt das Richtige ist und ich mich wohler fühle, wenn wir etwas vorsichtiger sind.  Hier sind schließlich nun mal auch 4 Kinder zu versorgen und im Falle eines Coronaausbruchs in unserer Familie, müssten wir das ja auch alleine stemmen. Ich habe zwar keine Sorge, dass wir uns nicht mit allem Lebensnotwendigen versorgen könnten. Da gibt es ein Netzwerk. Aber die Betreuung der Kinder, insbesondere unserer Jüngsten….das ist dann schon nochmal eine spezielle Sache on top. Die Kinder haben das verstanden. Und ich bin sogar sicher, dass wir alles gemeinsam meistern. Komme was wolle. Herausfordern will ich es aber nicht.

Wo die einen sagen: „Jetzt wird den Kinder aber auch alles Schöne genommen!“, da sage ich: Unsere Kinder haben sich bisher noch nicht beklagt. Ostern fanden sie trotz Lockdown voll schön! Halloween haben wir noch nie gefeiert. Auf das andere Weihnachten dieses Jahr habe ich sie vorbereitet, sie freuen sich trotzdem und die improvisierte St. Martinsfeier der Schule hat ihnen auch gefallen. Beim Durchsehen der Fotos der letzten Monate, bemerkten sie außerdem, wir hätten viele schöne Sachen gemacht. Noch dazu hörte ich das wilde Mädchen immer wieder mal vom schönsten Tag in ihrem Leben sprechen. Das waren übrigens meistens Tage, an denen sie einfach draußen rumgerannt ist mit anderen Kindern. Ganz unspektakulär. Alle drei Kinder finden es außerdem gerade in den Pausen in der Schule besonders toll, weil die Klassen im Wechsel auch einen nahegelegene Spielplatz nutzen und dort ein spannenderes Terrain vorfinden, als auf dem asphaltierten Schulhof. 

Die Masken stören die auch Kinder nicht. Sie kommen oft sogar mit Maske im Gesicht nach Hause. War gemütlich. Riecht so lecker nach frisch gewaschen und an der frischen Luft getrocknet. (Finde ich übrigens auch. Echt!)

Die Kinder gehen gern zur Schule und brauchen diese tägliche Zeit mit Altersgenossen. Und die Schule hat es sogar hinbekommen, vorbildlich organisiert, die Fahrradprüfung mit den vierten Klassen zu absolvieren. Ein Stückchen Normalität. 

Ich freue mich derzeit täglich über alles was möglich ist. Meine Wahrnehmung der Dinge verändert sich. Mir ist das Jetzt öfter bewusst.

Und als ich neulich mal erschöpft zu den Kindern sagte:

Ach, gerade ist es für alle echt schwer.

Da antworteten sie:

-Also Ich finde gerade nichts schwer!

-Ich auch nicht!

-Ich auch nicht!

Ich nehme es als Kompliment. Wir haben es geschafft, sie bisher gut durch alles durchzumanövrieren.

Mit dieser Basis kommen wir jetzt sicherlich auch passabel durch den Winter. Hoffe ich. Denn wir Eltern sind die, die gerade nochmal deutlich mehr geben, als wir wieder auftanken können. Ich mache weiter mit meiner Strategie der Tagträumer, wie ich neulich schrieb und ich plane  nicht in die Zukunft. Ich lebe bewusst im HEUTE.


Das Titelbild habe ich übrigens bewusst ausgewählt.

Das Haus steht so einsam, wie es vermuten lässt. Absolut abgeschieden. Ein bisschen so fühle ich gerade das Leben für jeden einzelnen. Gemeinsam allein, sozusagen.

Gleichzeitig erinnere ich mich, dass ich in diesem Haus einmal Weihnachten komplett alleine gesessen habe. Es sollte zwar geplant schon ein sehr ruhiges Weihnachten werden, aber das Leben wollte es anders und bescherte mir sehr unerwartet das einsamste Weihnachten aller Zeiten. Es gab nicht mal ein TELEFON!!!, kein Fernsehgerät, sehr schlechten Handyempfang, das Akku war auch fast leer, kein Ladekabel zur Hand. Ein kleines Radio leistete mir Gesellschaft. Und ich hatte von einer Freundin ein kleines Weihnachtspäckchen im Koffer. 

Ich habe dieses einsamste Weihnachten aller Zeiten überlebt. Ich habe es angenommen und sogar genossen. Es war eigentlich gar nicht schlimm. 

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