Kennt ihr diesen amerikanischen Brauch vom Elf on the Shelf?
Er war mir hier und da auf den Sozialmediakanälen schon begegnet und ich fand das süß und lustig, aber wollte den Kindern nicht noch einen weiteren Weihnachts-Zauber/Bären aufbinden und kümmerte mich nicht weiter drum.
Dann kam die Erstklässlerin in dieser ersten Dezemberwoche aus der Schule zurück und erzählte beim Mittagessen in den blumigsten Worten, aufgeregt, nahezu elektrisiert von einem Wichtel, der bei einem Mitschüler eingezogen sei. Das Kind mit der größten Fantasie in diesem Haus ging buchtsäblich steil. Die Geschwister wurden mit den Bann gezogen und ich konnte überhaupt nichts tun, um diesen Hype aufzuhalten. Die Kinder unterhielten sich darüber, quetschten die Schwester aus. Die Erstklässlerin wollte so dann denn Mitschüler am nächsten Tag noch genauer Interviewen und noch mehr erfahren und offenbar hatte der Mitschüler ihr auch ein Foto gezeigt. Das Kind konnte den Wichtel genauestens beschreiben. Deshalb wusste ich, es muss the Elf on the Shelf sein.
Da die Kinder so fasziniert waren und sich die Erstklässlerin dingend auch so einen Wichtel wünschte, orderte ich sofort über den „Blitzversandt beim Kaufhaus des Grauens“ einen Elf on the Shelf, damit der an Nikolaus bei uns einzöge. So n Elf ist gar nicht so einfach zu beschaffen! Und ich hatte nur noch 4 Tage Zeit. Der Blitzversandt würde es richten. Dachte ich.
Leider ging das in die Hose. Der Elf kam nicht direkt am nächsten Tag. Auch nicht am übernächsten. Dann hieß es, das Paket käme am 7.12.
Wir konnten zwar eine andere kleine Nikolausüberraschung improvisieren. Das war nicht das Problem. Aber der Nikolaustag sorgte dann von ganz alleine durch eine Reihe lustiger Zufälle für „Wichtelstreiche“ und „Wichtellebenszeichen“, dass die Geschichte wieder Fahrt auf nahm. Die Kinder waren überzeugt, der Wichtel sei schon eingezogen und suchten nach ihm. Ich hoffte auf den 7.12.
Am 7.12. kam das Paket mit dem Elfen aber auch nicht und es hieß dann, es käme vielleicht bis zum 10.12. Die Spur war quasi verloren gegangen. Das Paket würde verschollen bleiben, ahnte ich.
Als die Kinder dem Wichtel sogar eines ihrer selbstgebackenen Plätzchen nebst kurzer Botschaft hingestellt hatten, sah ich Handlungsbedarf meinerseits.
Es war so rührend, dass ich einen Brief im Namen des Wichtels schrieb, ein paar Sternchen dazu streute und einen winzigen Fingerabdruck als Gruß hinterließ. Die Kinder waren am nächsten Morgen völlig aus dem Häuschen.
Aber sie wollten den Wichtel endlich mal sehen.
Ich begann dann abends heimlich einen Wichtel nach dem Vorbild des Elf in the Shelf zu basteln. Aus Draht und Puppenstoffen. Ich hab ja alles da. Es war erstens nichts so einfach unter Zeitdruck und immer nur heimlich und außerdem fand ich es nicht so einfach mit dem Drahtgestell, der Füllwatte und dem Stoff zu arbeiten. (Ich habe wahrscheinlich zu kompliziert gedacht. Oder habe halte keine Übung.
Wenn die Erstklässlerin nicht genau beschrieben hätte, wie so ein Wichtel aussieht, dann hätte ich mir einen eigenen Typ Elf ausgedacht. Hätte ich vielleicht trotzdem besser gemacht. Wäre eigentlich schon schöner. Aber ich kennen meine Erstklässlerin. Die wäre wahrscheinlich enttäuscht gewesen, wenn ihr Wichtel anders ausgesehen hätte. Keine Ahnung.
Jedenfalls sitzt dieser selbstgenähte Wichtel nun im Bücherregal.
Die Kinder entdeckten ihn heute morgen.
Der Dialog ging so:
-Das ist eine Stoffpuppe! Mama, die sieht aus, als hättest du sie genäht!
-Ja, das ist ne Stoffpuppe! Die bewegt sich auch nur ganz wenig!
-Mama, der bewegt sich nicht! Den hat der Papa da hingesetzt!
-Der echte Wichtel lacht sich jetzt kaputt, weil wir glauben, DAS wäre der Wichtel.
-Mama, wenn der sich nicht bewegt, bis ich aus der Schule komme und nichts zu dir gesagt hat, dann ist das eine Puppe!
Ich musste mir das Lachen sehr verkneifen.
Die Erstklässlerin wollte zudem ihren Klassenkameraden inteviewen, ob denn sein Wichtel sich am Tag auch nicht bewege.
Die Kinder gingen zur Schule, ich ließ den Wichtel noch ein Regalfach weiter hoch „klettern“ und wartete auf die Erstklässlerin.
Diese kam nach Hause gesprungen, mit glühenden Wangen und ganz froh. Spazierte ins Wohnzimmer, sah den Wichtel an und sprach:
-Mama, DAS ist eine echter Wichtel! Fritz (Name von der Redaktion geändert) sagt, sein Wichtel bewegt sich am Tag auch nicht!
Ok. Das teilte sie später auch den Geschwistern mit. Das wilde Mädchen konnte sie damit noch erreichen. Aber der Sohn sprach mich in einem unbeobachteten Moment an und sagte: -Mama! Das ist doch Quatsch! DU hast den genäht!
Ich räumte daraufhin ein, dass ich das getan hätte. Und auch warum ich das getan habe. Weil ja das Paket mit dem „Echten“ verschollen ist. Und weil die Erstklässlerin so verzaubert von der Idee ist.
Und jetzt habe ich einen äußerst gewitzten Wichtel-Assistenten zu Seite. Das ist sehr schön einen Komplizen in der Familie zu haben.
Ich sag dann jetzt Gute Nacht! Ich muss noch einen Wichtelstreich für morgen aushecken. 😉
P.S. Mit solchen Märchen halte ich es, wie mit Geheimnissen. Die sind erlaubt, wenn sie ein gutes Gefühl bei allen Beteiligten machen. Wenn sich der Kugelfisch aber unangenehm im Bauch ausbreitet, dann ist es nicht gut und gehört aufgelöst.
5 Antworten auf „Völlig „verwichtelt““
Sowas finde ich auch einfach schön. Mein Wirbelwind hat letztens entdeckt, dass ich die Zahnfee bin, als ich einen Zahn vom Sonnenschein mitgenommen habe und sie aufgewacht ist. Und unser Sonnenschein hat letztes Jahr irgendwann mal gesagt, sie habe in der Nacht auf den 6. 12. gesehen, dass wir die Schuhe befüllt haben.
Trotzdem haben sie beide dieses Jahr ohne Aufforderung das Zimmer aufgeräumt, eine halbe Stunde Stiefel geputzt und Milch und Kekse für den Nikolaus raus gestellt. Ist mir egal, ob sie das noch wirklich glauben oder nicht; es macht jedenfalls Spaß. Mein Vater hat erst mit Osterhase spielen aufgehört, als ich schon 30 war und ich bin die Jüngste. 😀 😀 (Natürlich macht er es jetzt wieder für die Enkel) 😉
😀 Ich finde das auch schön! Und ich erinnere mich, wie ich irgendwann auch genau wusste, wer für das alles zuständig ist, aber ein Rest Zauber bleibt bis heute. Warum nicht? 😀
Was für eine süße Idee. Ich finde die kleinen Wichtel ja auch toll, bislang ist mir das aber immer zuviel Arbeit, mir neben dem ganzen Adventsgedöns auch noch Wichtelstreiche einfallen zu lassen…
Dieses Jahr habe ich meiner Tochter aber einen Brief vom Weihnachtsmann geschrieben, in der Hoffnung, den Zauber noch bisschen aufrecht erhalten zu können. In der zweiten Klasse kommen da dann doch langsam Zweifel auf, aber sie ist auch so ein Phantsie-Kind und ich glaube, tief in ihr drinnen, möchte sie sich weiter verzaubern lassen <3
Der Zauber hält bestimmt noch ein bisschen. Ich merke das hier, dass meine Großen da doch auch dran glauben wollen.
Bei uns ist diese Jahr auch ein Wichtel eingezogen um den Kindern die Adventszeit zu verschönern.Gesehen haben wir ihn aber noch nie.Er hat einfach seine Tür bei uns an die Wand gehämmert samt Briefkasten.und die Tür darf man leider auch nicht öffnen oder den Wichtel nachts entdecken ,denn dann verliert er seine Zauberkraft.
Ich finde es einfach toll wenn die Kinder noch an sowas glauben,Briefe für ihn schreiben und Plätzchen hinlegen