Für das Familientagebuch und alle Interessierten schreibe ich diese besondere Zeit unter den noch besondereren Bedingungen auf.
Dieses Weihnachten war ein überaus ruhiges Weihnachten. Um ehrlich zu sein fand ich es sehr wohltuend. Wir hatten uns aus diversen Gründen in der Familie dafür entschieden alle alleine zu feiern und uns nicht zu treffen.
Natürlich tut es mir leid, dass die Großeltern außen vor waren. Aber die sonst vorherrschende überdrehte Unruhe der Kinder fehlte mir nicht.
Die Kinder waren freudig aufgeregt, aber in angenehmer Art.
Heilig Abend improvisierte ich ein wenig. Wir hatten drei voluminöse Geschenke, bzw die Verpackung war voluminös. Ich wollte sie nicht in Geschenkpapier einpacken und nutzte drei Wolldecken. Ein paar kleines Sachen waren in Papiertüten verpackt.
Die Kinder packten aus, freute sich und hielten dann irritiert inne.
„Letztes Jahr hatten wir aber irgendwie mehr Geschenke!“
Ich war selbst kurz irritiert.
„Ihr hatte allerdings auch keine Wünsche für dieses Jahr.“
„Ja, stimmt.“
Pause.
„Also sonst ist das aber irgendwie immer mehr!“
„Ich weiß warum! Bei Oma und Opa unterm Baum liegen Stapelweise Geschenke, weil wir da immer vielen Personen sind. Dann sieht die Menge ganz viel aus. Aber wie viel habt ihr denn letztes Jahr bekommen?“
Nachdenkliches Schweigen.
„Stimmt. Genau so viel, wie dieses Jahr!“
Rätsel gelöst.
Unsere Weihnachtswichelt wurden schließlich noch vermisst. Sie liegen versteckt in meinem Kleiderschrank. In einem günstigen Moment muss ich noch ein optimaleres Versteck bis nächstes Jahr finden.
Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachten wir mit spielen, Legobauen, Filme schauen und essen. Es war wunderbar. Wir haben das Haus nicht verlassen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag fuhren wir nach dem Mittagessen bei meinen Eltern vorbei. Wir machten einen kleinen Spaziergang und Abstecher zu einem einsamen Spielplatz. Es war allerdings zu kalt, um länger miteinander draußen zu verweilen.
Für eine kurze Geschenkübergabe, einmal Windelwechseln bei der Hummel und einer flotten Tasse Kaffee kehrten wir kurz noch bei meinen Eltern ein, um auch der Uroma kurz Hallo zu sagen. Mit Lüften und Abstand versteht sich. Und ein bisschen fühlte ich mich wie auf heißen Kohlen.
Da wir allerdings selbst zwei Wochen niemanden getroffen hatten, schien das für den Moment ein überschaubares Risiko zu sein.
Zwischen Weihnachten und Silvester ging es in einem Mix aus Gemütlichkeit und ein bisschen Budenkoller weiter. Die Kinder hatten sich ein paar Mal ziemlich in der Wolle und wir verordneten einmal täglich Frischluft.
Ansonsten durften die Kinder ein bisschen öfter Fern sehen. Wir Erwachsene sahen einfach auch ein bisschen mehr Fern mit. Wir taten schlicht weg, was wir ohne Kinder wahrscheinlich auch und noch viel ausufernder getan hätten.
Eine Bereicherung war zudem, dass wir unseren technisch schon veralteten Fernseher mit Hilfe unserer alten Playstation und einem quer durch die Bude liegenden Kabel ans Internet anschließen konnten und nun auf das tolle Angebot der Onlinedienste zurück greifen können. Sonst schauten wir auf meinem Laptop.
Für uns als Familie haben wir die „Zurück in die Zukunft Trilogie“ entdeckt. Alle haben daran Spaß und wir sahen alle Teile gleich zweimal. Irgendwo zwischen Teil 2 und Teil 3 hatten wir aber einen Knoten im Kopf. Wenn der Doc doch alleine mit seinem Dolorean im Jahr 1885 landet. Und Marty hinterher reist. Dann müsste es doch 1885 zwei Doloreans geben. Eigentlich.
Wie dem auch sei. Irgendwie passte diese Zeitreiserei ganz gut zum Jahreswechsel.
Auch Silvester war ein sehr gemütlicher Tag. Wobei sich unser Silvester nicht vom Silvester der anderen Jahre unterschied. Wir feierten die letzten Jahre immer mit unseren Kindern allein und waren damit sehr zufrieden.
Wir machten wie immer Raclette. Der Hummel gefiel das auch. Sie konnte allerlei Fingerfood durchprobieren. Interesse an heißem Käse hatte sie nicht.
Nach dem Essen brachte ich sie ins Bett. Danach wollten wir gemeinsam einen Film anschauen.
Für diesen kurzen Abschnitt hätten wir auch eine Zeitmaschine gebrauchen können.
Denn es gab da einen kleinen elterlichen Fail in Kombination mit einem etwas unruhigen Kleinkind, welches nicht direkt einschlafen wollte und mich nochmal nach unten begletet. Eine ungünstige Kettenreaktion entstand. Die Sache mit dem gemeinsamen Film geriet ins Stolpern. Ein Kind freute sich, eines weinte wegen einer Szene im Film, eines langweilte sich. Wir Eltern hatten kurz mal eine Meinungsverschiedenheit. Die Hummel war ruhelos.
Ich entschwand kurzerhand erneut mit dem Kleinkind und einem Buch ins Schlafgemach, kuschele das Kind uns las zu unser beider Beruhigung laut aus dem Buch vor. Die Hummel schlief ein, ich beruhigte mich auch wieder und konnte das Geschen unten neu betreten.
Wir einigten uns dann darauf „Zurück in die Zukunft 2“ gemeinsam zu schauen.
Gegen 11 Uhr waren die Kinder müde. Da wir kein großes Feuerwerk erwarteten und es in unserem Ort auch stiller als still war, brachte ich die Kinder ins Bett. Bald darauf folgte ich selbst. Allerdings wurde ich um 12 dann doch von einem Feuerwerk geweckt. Knackig kurz feuerte die Nachbarschaft ein paar Raketen los. Ich konnte warm eingekuschelt neben dem schnorkelnden Kleinkind liegend ein Feuerwerk vor unserem Fenster bewundern. Fand ich tatsächlich ganz schön so.
Die sonstige Nacht war ruhig und dieses Neujahr begann sonnig.
Ich bin skeptisch gespannt, was dieses Jahr uns bringt. Ich wünsche uns allen, dass ALLES für alle in gute Bahnen geführt werden kann.