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Über mütterlich Bedürfnisse

Als ich mich neulich  auf der Toilette sitzend und dem Kleinkind ein Buch vorlesend wieder fand, ereilte mich urplötzlich der Gedanke: Ich dreh durch!

Dieser Alltagstrott seit der Pandemie, völlig ohne jede Möglichkeit einer Privatsphäre…… Wenn ich nicht auf der Toilette vorlese, kommt irgend ein Familienmitglied zur Tür herein. Und wenn es kein Mensch ist, dann kommt eine Katze und kackt einen Haufen ins Katzenklo, dessen Ausdünstungen mir die Tränen in die Augen treiben. Selbst zu später Stunde bin ich nicht sicher.

Mein ohnehin genügsames gesellschaftliches Leben verbringen ich seit den Kindern schon überwiegend häuslich. Sogar freiwillig. Ich habe keine großen Zerstreuungsansprüche. Seit der Pandemie geht aber NICHTS mehr. Ok. Da geht es mir wie allen anderen auch. Und ich bin überaus dankbar, dass ich gerade nicht Teenagerin oder junge Erwachsene sein muss. DAS wäre für mich der absolute Horror gewesen damals! In meiner Sturm und Drang Zeit bin ich schon die Wände hoch gelaufen, wenn wegen höherer Gewalt mal die Bahn nicht zu meinem anvisierten Ziel fuhr. Aber ich schweife ab. 

Der einzige rauschähnliche Zustand in meinem Leben besteht aktuell darin, mit der von mir neuerdings dringend benötigten Lesebrille durch die Wohnung zu laufen, dabei alles was weiter als 45 cm von meinen Augen entfernt ist völlig verschwommen zu sehen und davon schwindelig zu werden.

Auf Instagram bekundete ich dann in der Story mein krasses Bedürfnis nach einem gründlichen Tapetenwechsel ohne Kinder. Von einer Followerin wurde mir wohlwollend empfohlen (und es war wirklich nett gemeint), ich könne ja versuchen mit einer Freundin allein mal spazieren zu gehen. Das würde oft schon Wunder wirken. Ja. Grundsätzlich schon. Unter normalen Umständen. Würde ich dann auch empfehlen. Und auch machen.

Spazierengehen kommt mir aber nach einem Jahr ausschließlich Spazierengehen als Freizeitaktivität ebenso an den Ohren heraus, wie den Kindern auch.

Wenn man die Kinder fragt, ob ich oft unterwegs war/bin, sagen sie: Mama ist nie weg. Wenn sie weg ist, ist sie beim Tierarzt, beim Kinderarzt, beim Zahnarzt oder beim Elternsprechtag oder ne Runde um den Weiher. 

Das ist doch furchtbar!

Dieser noch nie dagewesene Zustand, dass wir alle immer, 24 Stunden täglich beisammen sind…. Distanzunterricht sei dank, ist da ja nie Zeit, um sich mal gegenseitig zu vermissen und etwas Abstand zueinander zu gewinnen.

Wenn ich also sage, ich müsste mal raus und etwas nach meinem Geschmack und zu meinem Bedürfnis passendes unternehmen, dann hat das ein Gewicht. Und ich muss ganz klar sagen: Dieser von mir gewünschte Abstandsgedanke hat NICHTS mit Natur und Ruhe zu tun! Ganz im Gegenteil!

Ich möchte mich aufbrezeln, in der Großstadt im prallen Leben unterwegs sein und nach 3 Tagen Dauerunterhaltung genervt vom Lärm, dem Dreck, dem Gedränge und den weiten Wegen mit unbequemen aber schicken Schuhen sein und meinem Stadtrand-Familienleben wieder freudig entgegen streben. Ich möchte es vermissen Bücher vorlesend auf der Toilette zu sitzen und beim Duschen ständig gerufen zu werden. 

Das wäre also mein aktuelles Bedürfnis. (Wobei die Umsetzung einer solchen Reise auch wieder ein kleine Hürde beinhaltet….dazu schreibe ich den nächsten Beitrag, sobald ich dazu komme.)

Was würdest ihr denn gerade gerne machen, wenn alles möglich wäre?

4 Antworten auf „Über mütterlich Bedürfnisse“

Beatrice, halte durch!

Ich hatte heute Vormittag das große Glück, seit Mitte Dezember zum ersten Mal 2 Stunden allein zu sein, weil Mann und Kinder 20 km entfernt in der Stadtbibliothek waren. Nun gut, ich habe einen Teil der Zeit genutzt, um eine große Portion Bolo zu kochen und Wäsche aufzuhängen, aber ich durfte allein sein und mein Hörbuch weiter hören …

Wenn es vorbei wäre … ich würde in irgendeine Stadt fahren und eine Kunstausstellung besuchen, die mich interessiert. Oder die Kamera nehmen und auf Fototour nach Hamburg …

LG, Annett

Leider kann ich auch nur Durchhalteparolen bieten, kann aber gut nachvollziehen, was du beschreibst. Auch wenn ich nur zwei Kinder habe, die schon groß sind. Mir fehlt das einfach-mal-alleine-sein für ein paar Stunden. Und für die Kinder tut es mir leid, dass sie so isoliert sind und alles nur online stattfindet, ob Schule oder der Kontakt zu Freunden. Aber wir können eben alle nur durchhalten, irgendwie.

Unternehmungen fehlen mir gar nicht so sehr. Meine Freundin würde ich gerne mal wieder besuchen fahren und evtl. über Nacht bleiben. Und endlich mal wieder etwas essen gehen, was ich nicht selbst kochen musste! Seit Pandemiebeginn koche ich täglich, obwohl ich das weder besonders gut noch besonders gerne mache und ich den Herd schon längst nicht mehr sehen kann.

Ich bin aktuell mit meinem 4. Kind schwanger und hatte gehofft in der Schwangerschaft das ein oder andere mal in RUHE essen zu gehen,ins Kino, ein leckeres Getränk schlürfen und dabei in. Ruhe. Mit Erwachsenen zu quatschen. Jetzt werden die Maßnahmen langsam gelockert und ich entbinde bald, und in der Baby Zeit ist man wieder mehr an zu Hause gebunden wo man ja eigentlich Die letzte Zeit genug Zeit verbracht hat.

Ich will auf ein Konzert/Festival… also laut, schwitzig und in der ersten Reihe mitsingen!!!! Seeed, Jennifer Rostock, la brass banda…
Hauptsache gute Stimmung, entspannte glückliche Menschen 🙂
Und nur für mich selbst zuständig sein!!!
Liebe Grüße, danke für deinen Blog!!!

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