Seit knapp zwei Monaten geht die Hummel nun zur KiTa.
Seit Anfang Oktober bleibt sie sogar über Mittag.
Es ist spannend zu beobachten, wie sie sich in der Situation so ganz anders, als die Geschwister einfindet. Das Auffälligste ist: Das Kind, welches hier zu Hause pausenlos plappert und auf uns einquasselt, ist in der KiTa stumm. Sie interagiert ausschließlich mit Mimik und Gestik. Sie spricht lediglich mit mir, wenn ich sie bringe und abhole.
Die Hummel war bei Fremden schon immer zunächst sehr zurückhaltend und wortkarg. Nach unterschiedlichen Gewöhnungszeiten, je nach Sympathiefaktor, wurde sie dann zugänglicher und gewohnt quasselig.
Obwohl die Hummel hier zu Hause fröhlich sämtliche KiTalieder hoch und runter singt und auch Verschiedenes erzählt und scheinbar gerne in die Kita geht, ist sie doch auch „gestresst“ deswegen. Die Umstellung ist halt groß. Pandemiekind, keinerlei andere Betreuungssituationen, deutlich weniger Sozialkontakte, als vor der Pandemie und warm und weich gepuffert im 6 Personenhaushalt.
Als die heißgeliebte Oma neulich mal abends aufpassen musste, war die Hummel nicht einverstanden mit meiner Abwesenheit und ließ sich nicht ins Bett bringen. Und als die Oma letzten Montag mal 3 Stunden am Nachmittag aufpassen musste, fand das die Hummel auch gar nicht lustig. Sie sprach 3 Stunden lang nicht und wartete sehnsüchtig auf meine Rückkehr.
Nachts kuschelt sich die Hummel auch wieder verstärkt an mich und wenn sie mal wach wird und ich liege noch nicht neben ihr im Bett, weint sie bitterlich. Ich bin aktuell wieder extrem wichtig und absolute Bezugsperson Nummer 1. Aber so war sie ja seit der Geburt schon. Und ich bin nicht irritiert von dem „Rückschritt“. Genauso wenig irritiert mich, dass sie, obwohl sie alles alleine wunderbar an und ausziehen kann, derzeit von mir wieder Hilfe einfordert.
Erfreulich allerdings ist, dass die Hummel in der KiTa, nach wenigen Tagen Anlaufschwierigkeiten, zumeist ein Mittagsschläfchen macht. Zwar a u f einer Erzieherin liegend :-D, aber immerhin. Das erleichtert hier den Abend. Denn ohne Mittagsschlaf möchte die Hummel aktuell aller spätestens um 18.30 ins Bett. Meistens ist es sogar schon 17.45. Mit Mittagsschlaf kann sie auch bis 20 Uhr aushalten, was im Familienalltag mit drei größeren Kindern und Sportterminen einfach besser passt.
Die Mittagsruhe wollte ihr zunächst nicht gefallen, dachte sie doch, sie müsse schlafen. Tatsächlich muss aber niemand schlafen, sondern alle sollen nur 30 Minuten ausruhen. Also hat sich die Hummel das ein paar mal sitzend, aber still, genau angesehen und konnte sich dann offenbar gut entscheiden auch auszuruhen und das Kuschelangebot anzunehmen.
Ein weiteres Zeichen ihres Umstellungsstresses ist, dass sie in der KiTa nichts isst. Kein Frühstück, kein Mittagessen. Vorgestern „erwischte“ ich sie wohl dabei, wie sie den Nachtisch, einen Erdbeerjoghurt nach dem Mittagsschläfchen aß. Und eine zweite Portion auch noch, während ich neben ihr saß. Vielleicht platzt der Knoten langsam.
Ich lasse sie also hier zu Hause frühstücken, packe ihr weiterhin eine Frühstücksdose ein, deren Inhalt sie dann immer im Lastenfahrrad auf dem Nachhausweg vertilgt. Was das Essen in der Kita betrifft, wird kein großes Aufhebens gemacht. Zu viel Beachtung mag die Hummel auswärts nicht und sie kann sich jetzt in ihrem Tempo an die Sache heran tasten. Alles kann, nichts muss.
An manchen Tagen sagt die Hummel morgens, sie wolle nicht zur KiTa. Das kommt aber immer sehr halbherzig und gefühlt aus einer Spielsituation oder Müdigkeit heraus. Wenn sie dann realisiert, dass die Geschwister auch schon aus dem Haus sind, geht es leicht. Ich kann sie dann aus der zarten Verweigerung holen, in dem ich sagte, dass alle manchmal keine Lust haben auf KiTa oder Schule, ich das super gut verstehen kann. Es ist ja auch früh und man ist müde und dazu gebe ich einen Ausblick auf irgendwas Tolles. Spielzeugtag, Laternenbasteln, die neue Matschhose, das nahende Wochenende oder sowas. Muss nix Spektakuläres sein. Nur etwas, was vom Thema ablenkt.
Was sehr schön ist, dass die Hummel in der Kita ihre Leidenschaft für Puzzle entdeckt hat. Keines unserer anderen Kinder hat gerne gepuzzelt. Aber die Hummel liebt das. Und endlich kommen mal alle Kinderpuzzle hier zum Einsatz. Ich wollte sie einst schon weggeben.
Ich finde, sprachlich hat die Hummel in den letzten Wochen nochmal einen Sprung gemacht. Auch wenn sie i n der KiTa stumm ist, so nimmt sie doch sehr viel mit aus den Vormittagen.
Kompliziert ist aktuell die Kleidungssituation. Die Szenarien am Morgen kommen mir sehr bekannt vor, wenngleich sie nicht annähernd so laut sind, wie mit dem wilden Mädchen damals. Die Hummel hat genaue Vorstellungen davon was sie anziehen möchte und eine noch genauere Vorstellung davon, was ihr bequem ist. Was soll ich sagen: Die Auswahl ist sehr begrenzt und am Ende muss ich selbst die kleine Auswahl irgendwie an den Kinderkörper bekommen ohne, dass das Kind wieder alles auszieht oder laut heult und sich beklagt. Socken, „Legglings“, Oberteile, Kleider….alles nervt. Die Matschhose in der KiTa verweigerte sie auch. Es stellte sich heraus, dass irgendetwas beim Tragen störte. Sie ging dann ohne Matschhose mit raus. Ich habe nochmal eine neue Matschhose mit anderem Schnitt gekauft und bin gespannt, wie es heute läuft.
Da sie sich immer noch nicht entschließen kann eine Toilette, ein Töpfchen, eine Toilette mit Kinderaufsatz o.ä. zu nutzen, kommen die „Unterhosenwindeln“ auch noch erschwerend hinzu. Da wird ständig dran rum gezuppelt und der Sitz korrigiert. „Auf-zu-Windeln“ kann die Hummel gar nicht mehr leiden. Da ist Stress sofort vorprogrammiert. Bei Klagen rege ich jedes Mal unaufgeregt an, sie könne auch richtige Unterhosen tragen und auf Toilette gehen.
Der Tag wird kommen. Ich bin sicher.
Übrigens habe ich mich immer lustig gemacht über Eltern, die ihren Kindern beim ungetoasteten Toastbrot die Rinde abschneiden. Nun habe ich ein Kind, welches nur weiches Brot und das grundsätzlich ohne Rinde isst und wenn es geht am liebsten nur Toastbrot (ungetoastet) und wenn ich nicht hinterher bin, lässt sie die „Rinde“ vom Toastbrot auch liegen. 🙈
Zusammenfassend möchte ich sagen, befinden wir uns in einer Situation, in der wir aktuell eine feine Balance zwischen Anforderungen und Zugeständnissen in dieser Umstellungsphase an die Hummel gefunden haben.