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...und was es sonst noch gibt Lustig

„Langer Samstag in der City“

Einkaufen mit unserer Hummel ist ja eine eher schwierige Angelegenheit. Ich schrieb schon mal darüber. Und um es mit ihren Worten für alles, was sie nicht mag, zu sagen: Das liebe ich nicht! 

Dennoch kommt es vor, dass ich sie zum Einkaufen mitnehmen muss. Sei es weil es an Betreuungsmöglichkeiten fehlt oder weil sie einfach bei mir bleiben möchte. Letzteres ist ihr weiterhin ein sehr dringendes und häufiges Bedürfnis. 

Und so kam es, dass ich an diesem sehr mit Vorkommnissen, mit Regen und Wind durchwachsenen Samstag am fortgeschritteneres Nachmittag einfach mal ins hiesige Einkaufszentrum geradelt bin. Seit mehreren Wochen habe ich nämlich keine funktionierende Armbanduhr mehr. Alle Batterien sind leer. Und wieder mal wollte die Hummel lieber mit, als mit den anderen Familienmitgliedern zu Hause zu bleiben.

Und manchmal ist es ja so, dass man unerwartete so einiges erleben kann, selbst wenn man das Haus zu einer unspektakulären Aktivität verlässt. 

Als wir uns dem Einkaufszentrum näherten, hörten wir schon laute Musik wummern. Ich muss gestehen, dass mich irgendwelche Events in Einkaufszentren eher sehr abschrecken und kurz zuckte ich schon und wollte umdrehen. 

Wir trauten uns dann aber doch. Es war natürlich ziemlich voll, aber zum Glück sammelten sich die meisten Menschen rund um die Bühne, auf der tatsächlich Karnevalsbands auftraten. Das Rheinland…..der 11.11. ist noch ne Woche hin, aber was solls…..die Welt steht Kopf, dann lasst uns doch einfach schon mal mit der Session starten. Für Rheinländer muss ich nicht extra erwähnen, dass natürlich vereinzelt verkleidete Menschen zwischen den Besuchern standen. 

Die Hummel war sofort sehr interessiert an der Bühne und der Musik, aber ich manövrierte sie zunächst mal in ein Juweliergeschäft, um meine Uhren abzugeben. Leider sollte die Angelegenheit ein Stündchen dauern, was bedeutet, ich musste mit der Hummel ein bisschen bummeln. Dabei brach nicht nur mir der Schweiß aus, sondern auch den Verkäuferinnen diverser Einzelhandelsketten. Die Hummel flitzte und sauste durch die Läden, war nicht zu bändigen, selbst nicht mit der Abmachung, wenn sie brav sei, dürfe sie danach noch auf das Karussell, welches schon die Weihnachtszeit eingeläutet hat. Ich rief sehr oft nach ihr, fand sie zumeist dann in der Ecke mit glitzernden Stoffen wieder. Eine Verkäuferin schaltete sich wichtig ein und sagte, man müsse schon acht geben, die Kleinen gingen ja auch sehr schnell verloren. 

Im Gegensatz dazu war der Juwelier entspannter. Während ich meine Uhren wieder in Empfang nahm, mahnte ich die Hummel, nicht alleine aus dem Laden zu laufen. Der Juwelier, ein älterer etwas uriger Rheinländer sagte: „Och, he kann ja nit vell passiere. Ma muss dat Kind halt nur jet söke, wenn et in die Jeschäfte lööf.“

Soweit so gut. Danach war aber für die Hummel kein Halten mehr. Sie strebte Richtung Bühne und war Feuer und Flamme. So stand ich also mit der Hummel auf dem Arm ziemlich unerwartet auf einer Karnevalsparty. Hin und her gerissen, ob ich das jetzt nicht liebe oder sogar sehr liebe. Ich schunkelte ein bisschen, freute mich, dass die Hummel auf meinem Arm buchstäblich ab ging. Sie strahlte über das ganze Gesicht und warf die Ärmchen in die Luft. Endlich mal ein Kind, dass auf derartige Aktivitäten abfährt. Schlagartig überkam mich arge Karnevalssehnsucht. 

Wir schunkelten und sangen also einfach aus Spaß an dr Freud mit „Eldorado“ und ich konnte die Hummel überzeugen, wenn die Band die Bühne verlässt, führen wir auch nach Hause. Ich musste allerdings versprechen zu Hause auch laut Musik anzumachen und zwar das Lied: „Verlieb dich nie, nie nie in dat Mädchen hinger dr Thek“

Während ich dann das Fahrrad startklar machte, knallte es irgendwo in der Nähe sehr laut. Als explodierte irgendwo ein sehr dicker Böller. Wir zuckten beide zusammen. Ich konnte nicht genau sagen aus welcher Richtung es kam. Dafür vernahm ich sodann einen Spielmannszug, der auch Karnevalslieder spielte. „Puff Paf, der Vogel muss eraf“ Diesem Spielmannszug rollerten wir mit dem Fahrrad dann sozusagen in die Arme auf unserem Nachhauseweg. Der Spielmannszug wurde begleitet durch ein paar Fackelträger. Unweit knallte nochmal ein Böller und dann sah ich, wie der Spielmannszug fröhlich und unbeeindruckt an einer Menge Blaulicht vorbei marschierte. Da es schon dunkel war, vermochte ich nicht zu sagen, was los war und ob die „Böller“ irgendeine Rolle dabei spielten. Wir sahen dem Spielmannszug noch kurz hinterher und radelten dann am, im Dunkeln bunt beleuchteten, Erlebnisbauernhof vorbei, auf dem lauthals ein Esel ein „Liedchen sang“. 

Es soll mal keiner sagen, man hätte an diesem trüben nasskalten 4. November nichts erleben können.

Zu Hause hielt ich dann mein Versprechen, schaltete der Hummel gewünschtes Liedgut an und freute mich über ihre Darbietung, die stilecht auf einem Tisch stehend seinen Höhepunkt fand. Die Hummel tanzte auf dem Wohnzimmertisch und schwor sich nie in das Mädchen hinter der Theke zu verlieben. 

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