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...und was es sonst noch gibt

Von einem kranken Wochenende und der Polizei

Das letzte Wochenende kann man getrost mit den Worten zusammenfassen:

Die Kinder haben SEHR viel Fern gesehen. 

Wenn Mütter krank sind…. Ich habe entweder wie erschossen im Kreise der Kinder und von ihnen rührend umkuschelt geschlafen, genesungsfördernde Gebräue für mich angefertigt und auch getrunken (literweise Kräutertee und Ingwer) oder rumgesessen, gelitten und extrem umkreatives administratives Zeug am Blog gemacht. Ich war einfach mal 4 Tage außer Gefecht, was mir grundsätzlich eine Laune beschert, wie ein angeschossenes Tier.

Kurz war ich sogar in Sorge den Kindergartenausflug gestern zur Polizeiwache nicht begleiten zu können. Aber ich konnte. Rechtzeitig war ich meinem Krankenlager entstiegen. 

Möglicherweise führte meine fortschreitende Genesung und die noch nicht 100%tge Fitness mit dem Gefühl der Zuversicht und der Vorfreude auf die Blogfamilia dazu, dass mich der Hafer stach und ich pausenlos ein heiteres Kopfkino laufen hatte (und das ist bei mir sehr lebhaft), in dem Ali G (den ich eigentlich nur bedingt ertragen kann) am Ende eine nicht unwesentliche Rolle spielte.

Man muss vorweg sagen, dass alle Polizisten wirklich sehr freundlich, geduldig und zugewandt den Kindern sämtliche Fragen beantworteten und alles gut verständlich erklärten. Ich fand den Besuch auf der Wache interessant und finde den Beruf des Polizisten auch wichtig und anspruchsvoll. 

Dennoch arbeitete mein Schalk im Nacken, weil eine gewisse Ernsthaftigkeit über dem Ganzen wabert. Immerhin befanden wir uns mitten im Exikutivorgan des Staates. Da wird „Stramm gestanden und ein ernstes Gesicht gemacht.“ (Allerdings empfand ich die rheinländische Polizei bisher selbst stets als sehr humorvoll und locker und auch Hilfsbereit. Im Gegensatz zur Berliner Polizei! Aber das sind andere Geschichten).

Im „Empfangsbüro“ saß eine nette Polizistin, die die Pforte zur Wache bildete und sozusagen die „Kunden“ vorsortiert. Durch eine große Glasscheibe kann sie den Eingangsbereich „observieren“ und entscheidet, wen sie durch die Scheibe „bedient“ oder tatsächlich einlässt.  

Die Scheibe war mittig mit zwei Pfeilen auf weißem Grund bestückt. Die Kinder fragten sofort, was es damit auf sich hätte. Die Erklärung, (von mir einfach zusammengefasst): „Vogelaufkleber auf großen Glasflächen erfüllen den gleichen Zweck“.

(Kopfkino. :-D)

Wer dann keinen Einlass erhält, weil er sich schon durch den Versuch die Scheibe zu durchdringen selbst den Schädel aufgeschlagen hat oder einfach schon unfassbar gefährlich aussieht, darf Gegenstände durch ein Schubfach mit dem diensthabenden Personal austauschen und durch eine Gegensprechanlage kommunizieren. (Deren Bedienung die freundliche Kollegin auch noch erklärt haben wollte, weil sie selbst in diesem Büro noch neu war.) Ich stellte mir vor, wie sie bisher ohne die Gegensprechanlage durch die Scheibe kommuniziert hätte. Mit Pantomime und mit zum Trichter geformten Händen durch das Panzerglas brüllend. (In solche ernsten Beamtenräumlichkeiten belustigen mich absurde Szenarien immer. Ihr müsst nicht mit lachen.)

Die Polizistin hat schon mit mir gelacht.

Im nächsten Raum saß ein, für meinen Geschmack noch sehr junger „Officer“ vor 4 großen Computerbildschirmen. Die Kinder alle so: „Oh“ und „Ah!“ und „Was machst du da?“

„Das Raumschiff steuern“, wollte ich trocken einwerfen, verkniff es mir aber und lachte bei der Vorstellung, wie irritiert die Kinder geschaut hätten und wie noch absurder ihre Fragen dazu gewesen wären. Die Kinder bekamen alles erklärt, also wir Erwachsenen irgendwie auch. In einem Regal lagen außerdem Schlagstöcke und Akkus in Ladegeräten. Die Kinder sahen zuerst die Akkus und fragten für welche Geräte die seien. Technik. Jeder durfte auch mal einen Schlagstock halten. Ein Gegenstand der in Kinderhänden noch furchtbarer aussieht, als bei einem Polizisten. Und wenn ich Kind gewesen wäre, ich hätte ihn als Laserschwert mal ausprobiert. StarWarsMuisk klang in meinen Ohren. Unsere Kindergruppe staunte aber recht scheu und wusste selbst, dass man das nur im Notfall einsetzen darf. 

Die Küche der Polizeiwache durften wir ebenfalls durchschreiten und nebenbei bestaunen. Das schöne an Kindern ist ja, dass sie ALLES interessant finden und sich dadurch auch immer wieder absurde Situationen auftun.

Die Kinder erkundeten nämlich vor allen Dingen, die unfassbar innovative Idee der Mülltrennung. Die drei Tonnen, gelb, grün und grau, in der Polizeiküche wurden gründlich inspiziert und von allen Kinderfingern rundherum betatscht und von jedem Kind mehrfach auf und zu geklappt. Als hätten sie noch nie einen Mülleimer gesehen! In Anbetracht eines sehr staubigen Regals in der „Raumschiffkommandozentrale“, war ich unsicher, ob die Mülleimer in tadellosem hygienischem Zustand wären. Ein: „Nichts anfassen!“ half auch nicht und derweil stellte ich fest, dass ich in so einer Wache nicht arbeiten könnte, weil alle Fenster fest verschlossen waren und es unglaublich heiß in den Räumen war. Schwitzen für die Sicherheit. Vielleicht muss man sich vor Angriffen durch Knallfrösche durch gekippte Fenster schützen? (Jaja, ich weiß, ich hab ja keine Ahnung.)

Auf einem weiteren Flur stand dann eine Tür zu einem Raum offen. Dort saß der „Chef von et Janze“? Denke ich. Ich war abgelenkt. Die Kinder betraten den Raum, obwohl sie nicht sollten, blickten sich um und sahen sofort einen riiiiiiesigen Pokal auf einem Schrank stehen. „Boah! wofür ist der?“, „Gehört der ihnen?“. 

Ich sagte, dass sei der Quiditch Pokal vom letzten Spiel. Aber Kindergartenkinder kennen Quiddisch noch nicht. Der „Chef von et Janze“ erklärte dann, der sei von einem verstorbenem Kollegen. Ui. Der Pokal entpuppte sich dann als „Portschlüssel“ zu anderen Themen. Die Kinder sahen auch sofort eine Todesanzeige an einer Pinnwand hängen und fragten was es damit auf sich hätte, ob der Kollege im Einsatz erschossen worden wäre. Kindliches Kopfkino und der „Chef von et Janze“ winkte schnell ab, es wäre nichts berufliches gewesen.

Schnell führten wir die Kinder weiter. Die können sich ja sonst an so einem Thema festbeißen. Der Tod ist mächtig.

Als nächstes durften wir in die Gefangenenzellen schauen. Schon auf dem Gang dorthin waberte uns eine feine Note Bahnhofsklosett entgegen. Vorm Betreten des Flures wurden wir darauf hingewiesen, die länglichen Schalter an den Wänden keines Falls zu betätigen, weil das sei der Notfallalarm. Die Schalter waren ungefähr in Schulterhöhe, längs angebracht und sahen aus wie Türstopper. Ich hatte weniger Sorge, die Kinder gingen daran, vielmehr bangte ich darum, dass ich mich versehentlich dagegen lehnen könnte. So geräumig war der Flur nämlich nicht und ich nehme gerne eine bequeme Haltung ein.

Der Zellentrakt war optisch sauber, der Muff saß einfach in den Fugen der gefliesten Wände und Böden und wir durften uns mal in einer leeren Zelle einschließen lassen.

Nun, heimelig ist anders, aber zu meiner Beruhigung werden bei Übernachtungsgästen auch Decken, Bettlaken und Kissen gereicht. (Sollte ich also mal in die Verlegenheit geraten, muss ich wenigstens nicht frieren. Das weiß ich nun schon mal.) Allerdings entsprachen die Aufbewahrungsräumlichkeiten des Zubehörs nicht meiner persönlichen Vorstellung von Ordnung. Ich bezweifle, dass das Bettzeug nach Waschpulver und Sonnenscheintrocknung duftet.

Im Büro des Wachtmeisters, machten wir eine kleine Frühstückspause und die Kinder bestaunten das Büroinventar. Alle Schubladen wurden auf und zu gemacht, alle Locher, Tacker und Heftzwecken, nebst Tackerzwingen wanderten durch die kleinen Finger und Fragen über Fragen gestellt. Über Tacker!

Handschellen durften die Kinder auch mal anprobieren, was das Thema dann auch wieder weg vom banalen Bürozubehör lenkte. Fußfesseln wollten sie auch mal sehen. Solche mit ner schweren Eisenkugel dran. Geprägt vom amerikanischen Fernsehen. 😀

Die Fußfesseln (ohne Kugeln) lagen übrigens in einem Schrankfach mit der Aufschrift „Polaroidkameras“. (Vielleicht ein internes Geheimwort?)

Auf den Fluren hingen dann überall noch Plakate, zu denen die Kinder fragen hatten. Auf einem Plakat ging es um Präventionsarbeit an den Schulen. Der Polizist erklärte, die Polizei ginge gezielt in die weiterführenden Schulen, um dort Gespräche in den Klassen zu führen. Und ich dachte daran, dass die Polizei im Brennpunkt schon in den Grundschulen zu Gast ist und wir hier im Speckgürtel von Köln tatsächlich in einer ziemlich heilen Welt leben, im Vergleich zum echten Brennpunkt. Es gibt Abgründe, die ahnt man nicht. 

Was mir persönlich nicht so gefallen hat war, dass mehrfach davon gesprochen wurde, dass es VIELE böse Menschen gäbe. Wenngleich die Polizei natürlich damit  tagtäglich beschäftigt ist, ist die Warscheinlichkeit, dass die Mehrzahl der Einkaufszentrumsbesucher Taschendiebe sind sehr gering. Also, auch wenn oft Portmonees geklaut werden, so sind das immer die selben und kleine Gruppen Taschendiebe. In diesem Zusammenhang wird der Begriff VIELE BÖSE MENSCHEN für Kinder irreführend. Es gibt Bösewichte, ja! Aber das Wort Viele immer wieder zu betonen, fand ich schwierig. Ich fragte auch nach, aber das verpuffte etwas im quasselnden Kinderchaos. 

Ein Highlight für die Kinder war natürlich noch die Inspektion des Polizeiwagens. Mit Blaulicht UND Sirene.

Hektisch warf der Polizist ein, die Kinder sollten bitte nicht über die Sitze von hinten nach vorne und umgekehrt klettern. Ich sach mal so: Zum Glück war trockene Witterung und die Schuhe halbwegs sauber. 😀

Der Inhalt des Kofferraums brachte zusätzlich Schwung in die Sache.

Ein Besen wurde gezeigt: „Na, das ist ein ganz wichtiges Ding!“

-Ja, da mit kann man die Straße sauber machen!“

-„Ja, nicht nur!“ sprach der Polizist und ich fragte mich noch, was er meinen könnte.

-„Damit kann man fliegen!“ rief ein Kind begeistert und ich wollte schon zu einem High Five ansetzen. Endlich jemand mit meinem Humor. 😀

Ein Maßband, dessen Nützlichkeit ich beim Weitsprung anführte (ich hätte das ausgebaut und die Kinder selbst erklären lassen, was man damit wohl tatsächlich macht als Polizist, aber egal) wurde schließlich mehrfach von allen Kinder ein und aus gerollt. (Wir Erwachsenen bangten etwas um die Funktion, wenn die Kinder damit fertig wären). 

In dem Kofferraum war aber noch mehr.

Eine Art Schränkchen mit Schubfächern, die alle nochmal einen Deckel hatten.

Darin war u.a. ein Urinbecher. Die Kinder fragten, was es damit auf sich hätte. 

-Damit können wir überprüfen, ob jemand Drogen genommen hat!“

-„Was sind Drogen????“ erklang es im Chor.

Tatsächlich wusste ein Kind, dass man von Drogen ein bisschen Ballaballa wird und der Polizist meinte, es sei ähnlich, als hätte man zu viel Alkohol getrunken. Wie soll man das auch erklären? Kinder, die in einer heilen Welt aufwachsen…

Und dann zog der Polizist einen weiteren Koffer aus dem Schubfach.

In meinem Kopf war aber schon ein Fenster mit „Ali G im Interview mit dem britischen Drogenexperten“ (gibt´s auf youtube) aufgepoppt. 

Die Kinder: „Was ist da drin? Was ist da drin?“ Und ich sprach laut: „Da sind die Drogen drin.“ Schnell entschuldigte mich und erklärte den Kindern, dass ich einen Spaß gemacht hätte und sie einfach nicht auf mich hören sollten und lachte innerlich Tränen in Gedanken an das Video. (Den Humor muss niemand mit mir teilen. Die komplexen Abläufe, welche durch die simpelsten Dinge in meinem Kopf in Gang gesetzt werden, kann ich auch nicht erklären. Es ist ein Schneeballeffekt, der mich zum Lachen bringt.)

Den Kindern wurde auch das Päckchen mit dem Drogenschnelltest gezeigt und ich fragte mich: „Wenn doch jemand angehalten und überprüft werden soll….was ist, wenn der einfach nicht in das Töpfchen pinkelt?“ Ich fragte aber nicht, denn das Thema konnte ruhig gewechselt werden. Kinder und Drogen….das passt nicht, hat noch Zeit und ist auch etwas zu komplex und wichtig, als es bei einem solchen Ausflug zu behandeln.

Wie dem auch sei. 

Pylonen und andere Hilfsmittel, um einen Unfall aufzunehmen wurden ebenfalls noch präsentiert und bestaunt, brachten auch die Kinder wieder auf andere Gedanken. Dann war allerdings die Konzentration endgültig aufgebraucht.

Die Kinder haben wirklich toll mitgemacht und vieles schon ganz prima gewusst. Ein paar spannende Erkenntnisse sind dazu gekommen.

Ganz toll, dass die Polizei es möglich macht mal eine Wache zu besuchen und sich alles anzusehen! Da werden die Kinder noch lange von erzählen. Und ich kann es nur allen Kindergärten und vielleicht auch Grundschulen empfehlen mal einen solchen Ausflug zu machen.

 

 

Nun hört ihr erst wieder nächste Woche von mir. Ich bin mal bis Sonntag Abend in Berlin unterwegs. Auf Instagram kann man etwas mitverfolgen von meinem Berlin Ausflug. Ansonsten findet ihr hier meinen Bericht vom letzten Jahr Berlin.

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