Ich hasse es. Ich kann das so behaupten, denn es war 4mal immer exakt das Gleiche. Als stellen sich alle Uhren auf Null.
Zuerst werde ich durchgerüttelt von unfassbarem Glück über die gelungene Geburt und das wahnsinnige Wunder des Lebens.
Ich könnte 10 Kinder bekommen und es immer wieder faszinierend und unglaublich finden.
Selbst die heftigsten Nachwehen können mir (erstmal) nichts. Genauso wenig, wie das geschundene und wunde Gefühl am ganzen Körper. Dieses Gefühl von einem Loch im Bauch, als hinge meine Lunge in der Leere und als könne ich nicht richtig atmen, obwohl wieder richtig viel Platz ist. Ich eiere ein wenig zwischen Bett und Bad hin und her. Aber ich eiere immerhin schwebend. Die ersten 2 Tage nach der Geburt schlafe ich auch kaum bis gar nicht, weil ich so furchtbar glücklich und aufgeregt bin. Wie ein aufgedrehtes Kind, das nicht zur Ruhe findet. Ich starre auch ständig verliebt das Baby an.
Der Mann findet, dass es Frauen gut haben, denn sie sind mit dem Hormonkoktail der Glückseligkeit ausstaffiert, sobald ein Kind geboren wurde. Ja und nein, sag ich da nur. Da ich immer unkomplizierte Geburten hatte und recht flott recht fit wirke, denkt der Mann dann auch, ich „funktioniere“ wie gewohnt, schon allein wegen der Glückseligkeitswolke. Er selbst, und das gestehe ich ihm auch ein, muss ohne Hormonrausch in der neuen Verantwortungsrolle ankommen. Er befindet sich ebenfalls in einer Art Wochenbett, nur ohne körperliche Irritationen.
Also surfe ich zunächst wattierte durch diese ersten zwei Tage. Ich fühle mich körperlich zwar sehr hohl, aber emotional sehr voll und bin recht entspannt.
Dann stürze ich ab. Der Vorschlaghammer trifft mich mitten auf den Kopf und hämmert mich in das tiefste Kellergeschoss. Jedes Mal.
Pünktlich mit dem Milcheinschuss, der auch diesmal wie die anderen ganz furchtbar war (hier nachzulesen https://beatrice-confuss.de/2016/05/27/blogparade-schmerzfreier-stillstart/), sitze ich in meinem Launenkeller fest. Die Tränen fließen. Die Milch leider gar nicht. Lymphstau. Bei jedem Anlegen spüre ich dann deutlich die Nachwehen, die mir plötzlich unangenehm zusetzen. Die Nippel brennen und sind wund. Die Brüste spannen und sind glühend heiß. Alles ist neu. Alles ist mir zu chaotisch. Alles tut weh. Alles ist zu viel. Und ich bin müüüüde, weil ich dumme Eule ja zwei Tage nicht richtig geschlafen habe. Ich fühle die Leere in meinem Bauch plötzlich als große Wunde und niemand darf mich umarmen, weil dann meine Brüste gefühlt explodieren. Ich bin, um es vorsichtig auszudrücken, in dieser Phase sehr aus dem Gleichgewicht gebracht.
Das wiederum fällt dem Mann dann auch auf und das ist ungünstig, weil er selbst gerade auch nicht so richtig weiß. Alles ist auch für ihn neu und anstrengend und vor allem hatte er diesmal sogar (nach ein paar emotional sehr anstrengenden Monaten wegen familiärer Unruhen im Hintergrund) unfreiwillige und ungeplant ohne Oma-Unterstützung (denn meine Mama hatte plötzlich und unerwartete auch ganz andere Sorgen) 3 Kinder, den Haushalt und eine heulende Wöchnerin mit Säugling zu versorgen. Er hat das super gemeistert und doch war es mir in meinem Launenkeller alles auch nicht gut genug. Und an dem Punkt rasseln wir immer aneinander. Er denkt, wieso macht sie dies und jenes denn nicht wenigstens selbst und ich denke, wieso macht er dies und jenes denn nicht auch noch schnell.
Zu diesem Thema gibt es auch noch diesen ausführlichen Text. https://beatrice-confuss.de/2017/01/20/vom-1-babyjahr-durststrecken-und-beziehungspflege/
Obwohl ich weiß, dass diese sehr holprige Phase vorbei geht und auch die Sache mit der Milch wieder in Fluss kommt, dümpel ich ein paar Tage im tiefsten Launenkeller vor mich hin und habe das Gefühl ALLES ist scheiße……. tue mir selbst furchtbar leid und heule ständig los.
Den verdutzten Kindern habe ich erklärt woran das liegt und dass das in wenigen Tagen vorbei ist.
Am 4. Tag hat unsere Hebamme mir sogar eine Akkupunkturnadel als Antenne auf den Kopf gesetzt. Für meine Stimmung. Darüber mussten wir alle lachen.
Bis das System Mama-Baby und Stillen richtig läuft, brauche ich also wirklich Zeit und Ruhe.
Und die habe ich mir diesmal noch deutlicher verschafft, als bei den anderen Kindern. Meine Kinder zu Hause störten mich übrigens dabei nicht. Es darf nur niemand Externes dazu kommen. Das führt immer zu Unruhe in der zarten Routine. Ich wollte keine Besucher empfangen. So lieb und umsichtig auch angefragt wurde. Ich musste erstmal ankommen und wieder stabil sein.
Am fünften Tag ging es etwas besser, aber ich blieb noch dünnhäutig.
Der Spuk war dann so schnell vorbei, wie er gekommen war. Mit zunehmender Fitness, ein bisschen Routine und endlich funktionierender Stillerei hob sich auch meine Laune und mein Tatendrang wieder. Der Mann fand seine Mitte auch wieder und dann kommt immer der Teil, den ich sehr angenehm finde.
Ich bin in der Stillzeit, wenn ich aus dem emotionalen Keller raus bin, zumeist ziemlich gut gelaunt und freue mich einfach über alles.
Und dann ist auch das restliche Wochenbett schön.
Wie geht es denn eigentlich anderen Mamas im Wochenbett? Läuft alles rund? Werden Besucher als angenehm empfunden? Oder ist das alles auch eher stressig?
Eine Antwort auf „Das frühe Wochenbett“
Ein „emotionales“ Tief hatte ich beim dritten Kind überhaupt gar nicht. Alles war super uns entspannt und die Ruhe der ersten Tage nutzen wir zum kennen lernen und ankommen.
Besuch war immer ok, nach Absprache. Nur nervig finde ich, wenn man solche Termine hat und eigentlich grade schön Mittagsschlaf macht 😉