Die Zähne wackeln und die Seele auch

Das Sirenchen geht nun seit letzten Sommer in die Schule und sie geht weiterhin nachweislich gern. Sie erledigt auch immer noch äußerst engagiert ihre Hausaufgaben. Ich muss sie manchmal bremsen, wenn ihre Konzentration nach lässt und es in Gehuddel ausbricht. 

Sie erzählt nicht viel, aber wenn, höre ich heraus, dass sie sozialen Anschluss mit anderen Mädchen aus ihrer Klasse, als auch den Parallelklassen hat. So vermeldet es auch der große Bruder, der auf dem Schulhof tatsächlich alles im Blick hat. Er ist so herzzerreißend fürsorglich.

Allerdings ist das Sirenchen seltenst verabredet mit den neuen Freundinnen. Es scheint sie nicht zu stören. Sie fordert es nicht ein. Ich frage sie immer mal und zweimal fielen Namen und ich schlug vor, ich könne mal die jeweilige Mama kontaktieren. Es verlief dann ein bisschen im Sande, weil hier zu viel Chaos herrschte und ich außerdem den Eindruck hatte, dass das Sirenchen gar nicht unglücklich über „Ruhe“ am Nachmittag war. Sie schläft aktuell, trotz Zeitumstellung, auch überraschend früh und möchte auch gerne früh ins Bett.

Sie kommt in den letzten Wochen oft sehr gereizt nach Hause. Bzw sie kommt zunächst gut gelaunt an, aber ihre Stimmung kippt in der gleichen Sekunde, in der das erste Detail des heimischen Alltags nicht zu 100% zu ihrer Vorstellung verläuft.

Da ist ein Klecks Spinat auf ihrer Pizza? Drama. Continue reading…

Schrei nur-du wirst uns nicht los!

Liebes Sirenchen,

ich gebe mir von Anfang an große Mühe, dich zu verstehen und dich zu begleiten.

Ich sehe und fühle vieles. Es erschreckte mich nicht, als du sofort nach der Geburt so gebrüllt hast (für so ein kleines Neugeborenes warst du echt schon laut und vehement). Ich blieb ganz ruhig.

Ich trug dich. Ich hielt dich am Körper, wann immer es möglich war und oft genug auch über meine Kraft hinaus.  Dein großer Bruder war nur 18 Monate älter als du und brauchte mich auch.

Ich dachte mir allerlei aus, um dich zufrieden dabei zu haben.

z.B. wenn ich mit deinem Bruder ins Bad musste. 

Ich habe dich Mittags auf meinem Arm gehalten, während du gedöst hast. Du warst nicht müde genug zum Schlafen, aber brauchtest die Nähe. Ich habe sogar verstanden, dass das NUR in der Küche ging und ich dort auf einem Stuhl sitzen musste. Auf der Couch oder gar im Bett liegend war dir das nicht angenehm. Ich hätte auch so gerne geschlafen. Manchmal war mir, als wolltest du nicht, dass ich schlafe, damit ich wach bei dir bin. Mit dir. Du hast auf meinem Arm ja auch nicht geschlafen. Du hast nur ganz ruhig dagelegen und wachsam geblinzelt und wache Zeit mit Mama getankt. Continue reading…

Wenn die Kinder nach der Schule ausflippen

oder: Das Sirenchen dreht durch

Ich weiß aus meiner Zeit als Lehrerin, dass die frisch eingeschulten Erstklässler eine ganze Weile lang ziemlich erschöpft sind nach einem Schulvormittag. Und sei er noch so kurz. Das äußert sich bei jedem Kind anders. Das eine wird still und zieht sich zurück, das andere explodiert förmlich vor Energie. Positiv oder negativ oder beides. Und es kann auch schwanken. Das eine Kind kommt besser mit dem Umstellung zurecht, als ein anders.

Gerade wegen dieser Erfahrung und einer guten Einschätzung meiner Kinder, meldeten wir sie nicht in der Ganztagsbetreuung der Schule an.

Der Schultag ist also durchaus moderat von der Zeit und dennoch ist die Stimmung explosiv bei den Kindern.

Beim Sohn gab es letztes Jahr nach der Einschulung auch wochenlang ganz schöne Aussetzer. Er ist allerdings ein sehr reflektierte Typ und wusste sich und seine widersprüchlichen Gefühle schon früh und gut zu formulieren. Das nahm der Sache ein wenig die Dramatik.

Das Sirenchen ist ein Vulkan mit wilden Ausbrüchen. Sie spricht nicht viel, sie fühlt, schreit und tobt dazu. Die Energie, für die sie keine Worte hat, muss raus.

Ich kenne das von ihr. Als Baby schon war sie laut und expressiv. In der typischen „Trotzphase“ hatte ich wahnsinnige Szenarien mit ihr. Immer laut, immer ausdauernd. Immer erschöpfend.

Es verwuchs sich etwas. Sie wurde ruhiger und weniger impulsiv in ihren Ausbrüchen. Weil sie lernte, weil wir lernten. Letztes Jahr, als frisches Vorschulkind brachen auch nochmal einzelne Wutausbrüche aus ihr heraus. Da verteidigte sie sehr ihre neue Selbstständigkeit. Im letzten halben Jahr beruhigte sich dies wieder. Sie fand ihre Mitte in der neuen Rolle. Und ich gab ihr Raum.

Aber seit sie in der Schule ist, kommt dieser aufgewühlte Wesensteil wieder hoch. Nochmal richtig heftig und man spürt, wie sie hilflos von ihren Gefühlen überrollt wird.

Gestern kam es wieder zu einem sehr extremen Ausbruch. Continue reading…

Rund um die Einschulung vom zweiten eigenwilligen Kind

Nun haben wir zwei Schulkinder.

Noch letzten Sommer war ich nicht sicher, ob das Sirenchen diesen Sommer bereit sein würde für die Schule.

Aber in dem letzten Jahr hat sich unheimlich viel getan in ihrer Entwicklung. Sie ist soweit. Und obwohl ich es wissen hätte können, staune ich immer wieder.

Das Sirenchen ist nun vor allem nochmal ein Stück selbstständiger, als sie es ohnehin schon immer war. Sie überrumpelt mich wieder mit ihrem Tempo.

Schwierig fand ich, dass sie mehrfach betonte, sie bliebe lieber im Kindergarten bei ihren Freundinnen, die alle noch nicht eingeschult werden.

 

Die Schultüte und der Kuchen

Die Schultüte hatte sie schon nach eigenen Vorstellungen und komplett alleine gebastelt. Ich „durfte“ freundlicherweise Handreichungen machen und hier und da assistieren. Zum Beispiel durfte ich die Sterne an die Tüte drücken, während der Kleber trocknete. 

Da sie diesen Part (eine Schultüte hätte ich sehr gerne für sie gebastelt) also schon selbst erledigt hatte, hätte ich sie gerne mit einem Kuchen zur Einschulung überrascht. Gemeinsam backen wollte ich schon mit ihr, weil sie das liebt (ich ja nicht so 😉), aber ich wollte heimlich abends den Kuchen dekorieren.

Daraus wurde aber auch nichts. Das Sirenchen riss sämtliche Backvorgänge an sich und ich musste sie sehr bestimmt daran hindern noch einen Brandunfall zu erleben. Unser Backofen ist hoch gebaut und sie hätte den Kuchen niemals in den heißen Ofen bekommen ohne meine Hilfe. Aber erklär das mal einem so eigensinnigen Kind.

Später wollte sie dann auch den Zuckerguss alleine anrühren, verteilen und verzieren. Was sie auch tat. Und zwar auf anrührende Weise total engagiert und zufrieden. Das sind die Momente, in denen ich sie beobachte und innerlich zerfließe vor Mamaliebe. Voller Stolz präsentierte sie ihr Werk. Und ich war ganz stolz auf dieses selbstständige wilde Mädchen.

 

Das Kind muss man erkennen

Oft denke ich, ich würde gerne FÜR sie etwas machen, aber sie lehnt ab.

Ich muss immer wieder davon Abstand nehmen Dinge zu tun von denen ich glaube, sie würden diesem Kind gefallen.

Dem Sirenchen gebe ich nämlich am Meisten und für sie genau das Richtige, indem ich ihr viel Raum gebe. Und zwar Raum über meine gefühlte Grenze hinaus. Ich würde gerne mehr Fürsorge walten lassen und sie ein bisschen verwöhnen. Aber das braucht sie einfach nicht.

 

Der Abend vor der Einschulung

Gestern Abend war das Sirenchen dann ganz entspannt und wollte tatsächlichfrüh schlafen gehen.

Im Bad gab es dann ein rührendes Gespräch und wir hatten uns alle furchtbar lieb. Fast ein bisschen zu schnulzig. Obwohl, kann das leben wirklich zu schnulzig sein?

Das Sirenchen hatte sich frisch geduscht und die Haare gewaschen und als sie aus der Wanne stieg sagte ich: „Was für ein tolles Kind du bist! Ich bin ganz stolz auf dich!“

„Aber auf mich bist du auch stolz!“

„Und auf mich auch!“ riefen die Geschwister.

„Aber jaaa! Ihr seid alle drei super tolle Kinder! Ihr seid richtig besonders!“

„Hast du dir uns so vorgestellt?“

Da musste ich mal nachdenken und kam zu dem Schluss: „Ja!“

„Ja? Hast du dir auch vorgestellt, dass ich so Locken habe? Und die Mädchen glatte Haare?“

Ich lachte. „Ich habe mir gesunde und besondere Kinder gewünscht. Und das habe ich bekommen! Alles andere ist mir egal. Aber trotzdem finde ich die ein oder andere Eigenschaft an euch besonders toll und freue mich darüber! Bleibt so wie ihr seid!“

„Vielleicht hast Du dir das ja alles so feste gewünscht, als wir in deinem Bauch waren und dann sind wir so gewachsen.“ sagte der Sohn nachdenklich.

„Ich glaube nicht. Ich war einfach gespannt, wer da seinen Weg zu mir findet und wusste ich nehme alle Eigenheiten, die da kommen.“

Und dann gab´s Gruppenkuscheln.

Das Sirenchen schlief tatsächlich um 20 Uhr, während die Geschwister noch herum kasperten.

 

Der Einschulungstag

Am nächsten Morgen wollte das Sirenchen ihr „Aschenbrödelkleid“ tragen. Ein Dirndl, welches wir noch aus Kindertagen von einer Freundin bekommen hatten.

Mit Oma und Opa zusammen machten wir uns auf den Weg zur Schule. Auf dem Schulhof wimmelte es von Eltern, Großeltern und aufgeregten Kindern und das Sirenchen wurde ganz stumm und ihre kleine Hand umklammerte meine fest.

In der Turnhalle sollten sich alle Schulanfänger zu ihren Klassenzeichen setzen. Das Sirenen sah mich kurz panisch an und drückte meine Hand noch fester. Ich zeigte ihr wo wir ganz in der Nähe sitzen würden. Da fasst sie sich ein Herz und nahm zwischen den anderen Schulanfängern Platz. Nach und nach konnte man sehen, wie sie in der Kinderschar andere Kinder aus dem Bekanntenkreis erkannte und sichtlich auftaute. Sie hat es ja nicht ganz einfach, weil sie alleine in eine Klasse geht und nur ein Kind vom Turnen kennt.

Während die frischen Zweitklässler, darunter der Sohn, etwas zur Begrüßung sangen, wurde mir ganz anrührig. Mein Erstgeborener sang nun für die kleine Schwester und in zwei Jahren, dann ist er Viertklässler, wird er für das Knöpfchen etwas aufführen zur Einschulung. Verrückt und schön und….hach…seufz…

Das Sirenchen verfolgte das Programm konzentriert und mit staunenden Augen und sprang dann auch beherzt auf, als sie aufgerufen wurde um mit den anderen in ihren Klassenraum zu gehen. Ich muss gestehen, ich habe die ganze Veranstaltung fast ausschließlich das Sirenchen beobachtet.

Mein Mädchen…..

Als wir nach einer guten halben Stunde die Kinder in ihren Klassenräumen wieder abholen konnten, verlor das Sirenchen allerdings keine weitere Zeit. Ich dachte sie zeigt uns mal wo sie sitzt und so. Aber ihre ersten Worte zu mir waren: „Ich will jetzt nach Hause!“ und schwups entschwand sie im Gewimmel, packte ihre Schultasche und marschierte zielstrebig aus dem Klassenraum.

Uiuiuiui…

Das ein oder andere Foto auf dem Schulhof ließ sie noch über sich ergehen und dann stiefelte sie ohne auf uns andere zu warten schon zum Schultor hinaus. Allerdings plaudernd mit ihrer Patin. (Die Schule unserer Kinder arbeitet Jahrgansübergreifend. Das bedeutet, die erste und zweite Klasse werden gemeinsam unterrichtet und die Zweitklässler übernehmen die Patenschaft für die Erstklässler und helfen ihnen etwas in den Schulalltag hinein zu finden.)

Also, das Sirenchen und ihre neue Freundin stürmten plaudernd und lachend voran und überquerten versiert die zu kreuzenden Straßen. 

Ich dachte: „Moment mal, das wollte ich doch noch ausgiebig in den nächsten Wochen mit ihr üben. Wieso kann die das auch schon wieder?“ Ich eilte hinterher, währende die Großeltern und der Mann mit dem Knöpfchen etwas gemütlicher hinterher kamen.

Zu Hause wurde dann erstmal die Schultüte entleert und Kuchen gegessen. Danach fielen sämtliche Familienmitglieder in ein komatöses Mittagstief. Wir waren glücklich, zufrieden aber einfach emotional geplättet. Das ist bei uns immer so. Das Sirenchen sank auf der Couch nieder und unser Kater kuschelte sich sofort schnurrend zu ihr. Die beiden haben irgendwie so einen Draht. 

Am etwas fortgeschritteneren Nachmittag erwachten alle wieder aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Es wurde ein wenig geräumt und gekramt. Das Sirenchen machte auf meinen Schoß gekuschelt ihre erste kleine Hausaufgabe. Und zwar freiwillig. Auf dem Dachboden wurde an der Elektrik gebastelt und am Ende ging der Mann mit den Kindern noch einkaufen.

Am verblüffendsten fand ich, dass das Sirenchen morgen mit dem Sohn zusammen und ohne mich zu ihrem ersten regulären Schultag laufen möchte. (Ich bin dazu noch nicht bereit. Das kann sie doch nicht machen! buäääääh!)

Dieser Gedanke entstand daraus, weil der Unterricht morgen für alle erst zur zweiten Stunde beginnt und ich dann mit der KiTa-Bringzeit vom Knöpfchen in die Bredouille gerate. Ich überlegte laut, wie ich es sinnvollerweise von der Reihenfolge gestalte. 

Ich bin gespannt, wie es morgen läuft. Ob ich sie doch bringen „darf“ oder sie tatsächlich alleine mit dem Sohn los zieht. 

Auf jeden Fall hole ich sie aber nach der Schule ab! Selbst wenn das Kind bereit ist sofort alleine zu gehen. ICH bin es nicht! 

 

Die Ferienstimmung und das Sirenchen braucht Aufgaben

Die Schulferien sind gestartet. Die KiTa-Ferien noch nicht. Das Sirenchen verlebt gerade ihre letzten Kindergartentage und merkte schon mehrfach an, dass sie lieber weiter in den Kindergarten ginge, als in die Schule. Gleichzeitig möchte sie aber sofort am ersten Tag alleine mit dem Roller zur Schule fahren. 

Aha.

Der Sohn fährt gerade tatsächlich runter und kommt langsam in den Ferien an. Er versinkt stundenlang in seinen bevorzugten Tätigkeiten und ist ganz ausgeglichen. Wirklich emsigst und ausdauernd baut er mit Lego und hört dazu Kinderradio. Stundenlang.

Das Knöpfchen könnte eigentlich auch schon Ferien vertragen. Für sie sind wir Eltern aktuell ganz oft ganz gemein. So aus dem Nichts. Die Müdigkeit… Da die Kinder aktuell abends später schlafen als sonst (weil es warm und sonnig ist), bin ich ganz froh, dass noch KiTa ist, denn dort macht das Knöpfchen wenigstens einen Mittagsschlaf. Zu Hause klappt das leider nicht mehr. Dann wären wir wahrscheinlich noch gemeiner.

Das Sirenchen ist gerade besonders fordernd und zänkisch, aber es liegt ganz klar auf der Hand, was sie neben diesem ganzen Mamaliebe-Ding und Aufmerksamkeit braucht. Selbstständigkeit. Continue reading…