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...und was es sonst noch gibt Rund um die Schule

Frau Lehrerin

Seit heute legt mich eine Erkältung lahm. Ich hätte spätestens gestern schon ahnen können, dass meine Niesanfälle der letzten Tage nicht nur erste Heuschnupfenanflüge waren. Als ich gestern nach dem Einkauf eine eingekaufte Zutat suchte und deshalb den Ablauf meines Einkaufes nochmal durchging, weil ich Sorge hatte, ich hätte die Zutat vielleicht im Einkaufswagen vergessen, fiel mir auf, dass ich absolut keine Erinnerung daran hatte, ob ich den Einkaufswagen wieder weg geräumt hatte oder ob er noch alleine mitten auf dem Parkplatz steht. Genauso kann ich mich nicht erinnern, die gesuchte Zutat schon aus der Tasche an den passenden Platz verräumt zu haben. Aber da fand ich sie kurz darauf.  Immer wenn ich so dermaßen konfus bin, dann ist was im Busch. Und weil das „Was“ (die Erkältung) aus dem Busch jetzt raus ist, lasse ich meine Millionen guten Unterrichtsideen für die nächsten Wochen heute Ideen sein und bereite nichts vor, sondern schreibe mal das aktuelle Geschehen etwas konkreter auf.

Einige haben es schon mitbekommen, andere noch nicht: Ich habe Ende Januar einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben. Mit Mitte 40 werde ich dann doch noch vernünftig. Allerdings auch nur, weil ich die Stelle nun an einer Schule habe, an der ich auch wirklich sehr gerne sein möchte. Ich hätte nicht an jeder Schule fest angefangen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich damals eine Verbeamtung ausschlug bzw im Vertretungsdienst geblieben bin. Ich wollte mich noch umsehen können. Jedoch wurde meine erste Vertretungsstelle im gegenseitigen Einvernehmen mehrere Jahre lang immer wieder verlängert und ich war glückliche Klassenleitung einer sehr lustigen Truppe. Bis dann meine eigenen Kinder kamen und mich tatsächlich zu einem guten Zeitpunkt zu einer „Pause zwangen“.

Nun bin ich nach der Pandemie richtig gerne wieder eingestiegen und fand durch glückliche Fügung eine für mich passende Schule, an der ich nun wieder eine Klassenleitung übernommen habe. Der Weg war jedoch etwas abenteuerlich. Unkompliziert und kompliziert zugleich. Zunächst musste ganz schnell furchtbar viel Papierkram erledigt und viel telefoniert und organisiert werden. Ein wildes Durcheinander und Hektik und wer mich kennt weiß, dass mich Bürokratie echt fertig macht. Ich schaffte es dann alle erforderlichen Dokumente beglaubigt und kopiert zu versenden, per mail, per Post, alle Formulare auszufüllen und nötige Belege einzuholen. Ich musste tatsächlich meine Lehramtsbefähigung bestätigen lassen, weil ich mein Referendariat in Berlin und nicht in NRW absolviert hatte. Ich beantragte zum dritten Mal in einem Jahr ein erweitertes Führungszeugnis und zum Amtsarzt musste ich außerdem. Meinen bestehenden Vertretungsvertrag musste ich auch kündigen. Ich beeilte mich mit allem, um dann gefühlt ewig auf den Termin zur Vertragsunterzeichnung zu warten. Die Einladung zum Termin war dann so knapp kurzfristig, dass ich echt Sorge hatte, dass ich wirklich pünktlich anfangen könnte. Parallel arbeitete ich noch bis zum letzten Tag an der anderen Schule und hatte mehrere Treffen mit der ehemaligen Klassenleitung meiner neuen Klasse zwecks Übergabe.

Tja, und wenn man dann mitten im Schuljahr eine Klasse übernimmt, dann ist das die ersten Tage/Wochen etwas wild. Zumal hier bei uns auch direkt Karneval war, was ja im Rheinland bekanntlich alles sehr durcheinander wirbelt. Ich musste erstmal ankommen. Die Kinder und ich mussten uns kennenlernen, ich habe mir die Klassendynamik angeschaut, mit meinen Teamkolleg:innen gesprochen, den Sitzplan verändert, hier und da Kleinigkeiten angepasst und das Ordnungssystem am Lehrertisch für meine Bedürfnisse zurecht gemacht. Es gab dann noch kleine Überschneidungen und digitale Stolpersteinchen bis alles lief. Zum Glück bin ich nicht mehr so ungeduldig wie einst und weiß, dass niemand alles auf einmal schaffen kann. Somit arbeite ich jeden Tag Stück für Stück die mir wichtigen Punkte ab. Abgesehen von den obligatorischen langen Schultagen mit Teamsitzungen und Konferenzen, bleibe ich nach dem Unterricht immer so lange in der Schule, bis ich die Hummel aus der KiTa abholen muss. In den Stunden arbeite ich möglichst viel weg und bereite vor und nach. Somit habe ich dann nachmittags weitestgehend „Feierabend“ und kann mich um die Kinder hier kümmern. Allerdings habe ich manchmal so Ideen, vornehmlich für den Kunstunterricht, und dann setze ich mich am Wochenende auch an den Schreibtisch.

In Summe muss ich sagen, bin ich sehr glücklich mit dieser neuen Situation. Ich habe eine 4 Tage-Woche und bin wirklich begeistert und mit Power am Start. Ich bleibe auch richtig gerne länger in der Schule. Die 4 Tage Woche ist perfekt.  Freitags bin ich immer noch ein bisschen aufgedreht, kann dann mein System runter fahren, morgens Kram erledigen, der sich mit Kindern nicht gut machen lässt, habe dann Samstags und Sonntags Energie für alles, was in einem Sechspersonenhaushalt so gebraucht wird und freue mich wieder auf den Wochenstart. Nur das frühe Aufstehen, das ist etwas doof. Daran gewöhne ich mich in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr. 

Jetzt hoffe ich sehr, dass ich Montag fit genug bin, um zur Schule zu gehen. Ich gehe nämlich wirklich sehr gerne!

3 Antworten auf „Frau Lehrerin“

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