Manchmal weiß man ja als Mama, vorallem wenn man mehrere Kinder hat, nicht wo man anfangen soll.
Wie oft war ich am Anfang mit Kleinkind/ern und Baby hilflos überfordert, wenn beide oder später alle drei weinten und schrieen und komplett unterschiedliche Bedürfnisse hatten. Und ich stand dann dazwischen, allein und auch hundemüde oder vielleicht sogar angeschlagen. Die Nerven lagen blank. Ich versuchte zu trösten, allen gerecht zu werden, aber die Kinder weinten weiter und ich dann schließlich auch.
Das kam mir am Anfang ganz schlimm vor. Die überforderte Mutter, die es nicht schafft alle zu trösten. Aber ich lernte diese überfordernden Momente zu akzeptieren und anzunehmen. Ich lernte, dass die Welt nicht unter geht, wenn wir hin und wieder mal alle schlecht drauf sind und alle weinen und ich keinem wirklich gerecht werden kann.
Was ich auch lernte, solche Situationen gibt es immer mal wieder und grundsätzlich dann, wenn man mit den Kindern alleine ist.
So kam es gestern auch seit längeren nochmal zu so einem emotionalen Melting Point.
Die Kinder sind alle verrotzt und husten. Ich behielt sie zu Hause. Das war klug. Der Sohn bekam wieder leichtes Fieber. Wir machten es uns gemütlich. Der Mann war auch zu Hause und kochte uns was. Alles schön. Harmonie pur. Später sahen wir noch zusammen „Die Eiskönigin“ und schwups war es später nachmittag. Der Mann brach auf, um seit langem mal wieder Freunde in der Stadt zu treffen.
Und dann ging´s los. Man kennt das ja. Der späte Nachmittag ist mit Kindern ohnehin gerne mal kniffelig. Der Abendwahnsinn setzt ein. Das Knöpfchen welches keinen Mittagsschlaf machen wollte, ihn aber dringend gebraucht hätte, wurde unleidlich. Das Sirenchen hatte auf Grund des vielen Ausruhens plötzlich Energie übrig. Wer sie kennt weiß was das bedeutet. Und der Sohn wurde ganz anhänglich. Das Fieber stieg an.
Ich ahnte schon welch Stündlein mir schlagen würde.
Es dauerte nicht lange und das Knöpfchen heulte ohrenbetäubend. „Is kann nis mehr lauuuufeeeen!“ heul, jaul, kreisch. Der Sohn weinte still und matt. Es ging ihm gar nicht gut. Das Sirenchen krakelte und rannte und stürmte durch die Räume.
Eine kurze Beurteilung der Situation sagte mir: 3 Kinder, 3 Bedürfnisse. EINE MAMA.
Ich versuchte den Sohn nochmal auf der Couch zu vertrösten, setzte mich daneben und bat das heulende Knöpfchen auf meinen Schoß. Sie nannte mich abwechselnde blöde und doofe Mama und turnte unruhig auf meinem Schoß rum. Sie war definitiv mehr als drüber. Aber es war noch ein Stündchen zu früh, um die Kinder ins Bett zu bringen. Abendbrot fehlte auch noch. Der Sohn weinte, es sei ihm zu laut, er wolle in seinem Bett liegen und mit mir kuscheln.
Es mag unspektakulär klingen, aber mich macht das emotional fertig. Richtig hätte sich für mich angefühlt mit dem Sohn in seinem Bett zu kuscheln. Oder das Knöpfchen noch ein bisschen abzulenken und ihr volle Aufmerksamkeit zu schenken. Und dem Sirenchen hätte ich noch eine kleine Runde zum Spielplatz angeboten. Ging aber nicht.
Ich nahm den Sohn an die Hand und sagte dem wieder auf dem Boden kreischenden Knöpfchen: „Wenn du Energie genug hast um so zu schreien, schaffst du es auch noch bis ins Kinderzimmer.“ Sie schaffte es. Geführt vom, in einen lila Schleier gehüllten Sirenchen. Oder soll ich besser Elsa sagen?
Ich packte den Sohn kuschelig in sein Bett, was das Knöpfchen verärgerte. Elsa sprang mit wehendem Schleier auf ein paar dicken Kissen herum.
Kurz wollte ich schreien oder weglaufen.
Doch dann tat ich etwas scheinbar Widersinniges. Aber es ist meine Strategie, um Ruhe in eine für mich alleine unlösbare Situation zu bringen.
Ich machte die Wäsche. Ich machte eine neue Waschmaschine an und faltete zwei Wäschekörbe-Ladungen und räumte die Sachen in die Schränke. Damit war ich sinnvoll beschäftigt und das auch gut sichtbar für die Kinder. Und gleichzeitig war ich in ihrer Nähe, „bevorzugte“ aber auch kein Kind. Der Sohn war zufrieden, dass er in seinem Bett lag und mich sah. Das Knöpfchen hörte auf zu heulen, weil sie im Kinderzimmer sitzen konnte und mich sah. Und das Sirenchen konnte ihre Energie austoben. Es kehrte Ruhe ein.
Als alle wieder ansprechbar waren, machte ich noch ein Abendbrot und brachte dann wirklich alle ins Bett. Wir hörten noch zusammen ein Hörspiel. Das Knöpfchen und der Sohn schliefen ein. Das Sirenchen jedoch nicht. Sie war einfach noch nicht müde. Ich nahm sie wieder mit nach unten. Dort sah sie sich in eine Decke gerollt noch bin 21 Uhr Bücher an. Allein! Und verabschiedete sich dann auch allein ins Bett.
Kurz zusammen gefasst, meine Strategie:
Wenn ich alleine nicht in der Lage bin drei unterschiedlichen Bedürfnissen nach zu kommen und es auch nicht machbar ist diese Bedürfnisse vernünftig nacheinander zu bedienen, dann suche ich mir eine Beschäftigung in der unmittelbaren Nähe der Kinder. Ich bin da, kümmere mich aber nicht bevorzugt um ein Kind. Alle fühlen sich dann gleich behandelt und sind in meiner Nähe. Und ich werde auch wieder ruhiger.
7 Antworten auf „Was ich mache, wenn ich nicht weiter weiß.“
Ich habe da leider noch keine gut funktionierende Strategie gefunden, aber ich werde beim nächsten „Problemfall“ Deine ausprobieren. Ich bin gespannt, ob es funktioniert! 🙂
Was machst Du eigentlich, wenn Deine Kinder streiten? Selber klären lassen oder eingreifen? Grundsätzlich bin ich (solange keiner handgreiflich wird) ja für das Selber regeln, aber meine Große hat sich im Moment auf emotionale Erpressung verlegt („Dann sind wir keine Freunde mehr“ oder „Dann spiele ich nie wieder mit Dir“) und da ich mich noch aus meiner eigenen Kindheit daran erinnere, wie blöd das für das Gegenüber ist, würde ich das gerne unterbinden….
Bei Streitereien mache es wie du. Ich lasse sie das selbst regeln, es sei denn die Handgreiflichkeiten eskalieren. 😀 Diese emotionalen Erpressungen gibt´s hier auch hin und wieder. Aber da ich beobachtete, dass kurz darauf wieder große Eintracht herrschte, lasse ich das auch umkommentiert. Hin und wieder, wenn zu arg gestritten wird direkt neben mir, sage ich aber doch was, weil es mich einfach nervt. 😀
Ja, genauso mach‘ ich es auch bei uns schon seit Jahren (drei kinder , jetzt 4,6,7) – und hab‘ noch nie darüber nachgedacht! Danke fürs Augenöffnen. 👏🤗 Haushalt/Gartenarbeit klappt da super – Hauptsache Mama ist in der Nähe, Hauptsache keiner wird bevorzugt. LG Angela
PS Angenehmer Nebeneffekt: Man kriegt auch noch die blödeblöde Wäsche geschafft…
Ach wie schön! Es gibt tatsächlich mehr Familien mit drei Kindern in diesem knappen Abstand. Das freut mich immer zu hören. 🙂 Manchmal frage ich mich, ob die Kinder das extra machen, damit ich unliebsame Hausarbeiten endlich mal erledige. 😀 Im Garten arbeite ich allerdings richtig gerne. Da freue ich mich schon wieder auf den Frühling.
Danke für deine tollen Artikel, sie sind für mich ein super Input! Meine Kinder sind 5, knapp 2 und 4 Monate alt, und ich übe noch. Ich BRAUCHE Struktur und einen ungefähren Plan im Alltag, was nicht sehr gut klappt gerade mit den 2 Kleinen…
Oh je, du steckst gerade in einer besonders heißen Phase. Eins knapp 2 Jahre und eins 4 Monate….und ein 5 jähriges Kind… Nimm alles so gelassen wie es geht. Es WIRD besser! Mit jedem Monat bekommt man mehr Übung im Organisieren UND Improvisieren. Ich habe gestern noch darüber gelacht, wie es mir mit den ganzen Zwergen so ging. Damals konnte ich jedoch nicht lachen. Es war sooo wahnsinnig. 😀
Das werde ich auch mal ausprobieren, Danke für die Inspiration!