7:15
„Mamaaaa? Können wir heute einen Ausflug machen?“
„Oh, lass mich erstmal wach werden.“
„Was machen wir denn heute?“
„Wir müssen einkaufen, hat Mama gestern gesagt.“
„Ja. Das auf jeden Fall.“
„Ich zieh mich schon mal an!“
„mmmmh“
„Fertig! Frühstücken wir jetzt? Ich habe Hunger!“
„Ich muss erstmal wach werden.“
Nach dem Frühstück spielen der Sohn und das Knöpfchen, während ich unter dem pausenlosen Geschnatter vom Sirenchen über einen möglichen Ausflug die untere Etage in Ordnung bringe und ein frühes Mittagessen vorbereite. Mit dem Sirenchen. Sie liebt es mit mir zusammen etwas zu machen und vor allem, wenn es sich um Nahrung handelt.
Um 12 Uhr gibt es Essen. Sehr ungewöhnlich. Wir sind sonst deutlich später dran. Aber egal. Die Sonne scheint noch und nachmittags ist Regen angesagt. Der Sohn möchte gerne zum Wasserspielplatz neben dem „Blumenlabyrinth und runden alten Gemäuer“. Ich weiß, was er meint. Ich checke den Regenradar und denke: „Joa, können wir wagen.“ Es ist mit ca 35 Minuten Radfahren je Strecke verbunden. Und Einkaufen steht ja auch noch auf der Liste. Aber das müsste klappen. Es sind keine Regenwolken auf dem Radar zu sehen.
Ich kündige also nochmal für ALLE verständlich an, dass wir dann nach dem Essen zum Wasserspielplatz fahren und auf dem Rückweg noch einkaufen gehen müssen.
Nach dem Essen packe ich Proviant ein und weise die Kinder an, nochmal zur Toilette zu gehen und sich anzukleiden. Der Sohn und das Knöpfchen sind nämlich noch im Schlafanzug. Statt aber zu tun, was nun mal zu tun ist bevor man los kann, streiten sich die Kinder über irgend einen Pups. Und angezogen wird auch nix. Das Sirenchen ärgert das Knöpfchen, das Knöpfchen heult und der Sohn hängt immer noch im Schlafanzug im Kleiderschrank auf der Suche nach Klamotten, die griffbereit liegen. Da muss man nichts suchen!
Ich gebe seufzend Kommando: „Jetzt aber mal hopphopp.“
Die Kinder fragen, wann wir denn fahren.
„Wenn ihr endlich angezogen seit!“
„Is muss abba nochmal Pipi machen!“
„Dann geh.“
Das Knöpfchen geht zur Toilette, aber es kommt nichts. Sie bleibt einfach sitzen und zieht sich somit auch nicht an.
Die anderen beiden Kinder hören nicht. Sie kullern sich im Bad, sie streiten sich, sie lachen und quietschen und nerven und schubsen sich vor dem Knöpfchen rum, so dass sie noch weniger Pipi machen kann.
„Hört auf damit und zieht euch an!“
„Mamaaaa, fahren wir denn jetzt zum Wasserspielplatz?“
Ich wiederhole die Bedingung für einen schleunigen Ritt vom Hof.
Es hört wieder keiner. Ich stehe mit gepackter Tasche und Schuhen schließlich im Flur. Die Kinder rangeln und fragen, wann es los geht. Allen voran der Sohn.
Schließlich brülle ich: „DANN ZIEHT EUCH DOCH AUCH ENDLICH MAL AN!“
Immerhin stehen sie irgendwann dann doch alle angekleidet vor mir, aber immer noch ohne Schuhe.
„Also, IHR wollt doch los! Ihr quengelt die ganze Zeit rum und nun macht ihr nicht weiter. Entweder ihr macht jetzt hinne oder wir bleiben hier!“
„NEIIIIIIN!“ Entsetzte Gesichter.
„Wenn wir heute noch bevor es regnet und bevor ihr zu müde seit den Wasserspielplatz genießen wollen UND einkaufen gehen wollen, dann müssen wir JETZT mal endlich los!“
Und dann sitzen sie MITTEN im schmalen Flur bei den Schuhen (BEI den Schuhen, nicht MIT Schuhen), so dass ich kaum mehr zur Tür durch komme, um wenigstens das Fahrrad schon mal klar zu machen.
Als ich die Tür öffne, kreischt das Knöpfchen: „Neiiiiiin! Nicht ohne mich fahren!“
„Hab ich nicht vor! Ich möchte nur das Fahrrad schon parat machen! Wo sind deine Schuhe?“
Sie heult los und meint, sie könne sie nicht anziehen. Ich nehme ihr die Sandalen aus den Händen und werfe sie, also die Sandalen) einfach ins Lastenrad. Es ist ja warm. Und ich stopfe das Knöpfchen gleich hinterher.
Während die Großen auch einsteigen sollen, hole ich noch eine Tüte Altglas, die ich schon fertig gepackt habe. Die Kinder sitzen immer noch nicht im Rad und verteilen das restliche Regenwasser aus der Nacht, welches sich in der Plane vom Fahrrad gesammelt hat im Fahhrad (warum, frage ich mich?), was wieder zu Geschrei vom Köpfchen führt und der Sohn selbst mag sich nicht ins Nasse setzten.
Ich bin genervt! Ich möchte mich auf den Boden werfen, schreien und sagen: „Dann fahren wir eben NICHT!“
Das sage ich sogar. Ist mir in dem Moment auch egal, ob das richtig oder falsch ist. Zumal ich genau weiß, dass ich mich mit dieser Konsequenz ins eigene Fleisch schneiden würde. ABER MANCHMAL DA WEISS ICH EINFACH AUCH NICHT!
Ich mache diesen kleinen Ausflug doch auf ausdrücklichen Wunsch der Kinder! Und ich war auch schon angezogen und startklar und dennoch flippen die so rum und kommen nicht in die Puschen.
Ach was soll´s.
Als dann alle im Rad sitzen fahre ich los und schon fühle ich mich wieder wohl. Die Kinder auch. Die Strecke ist toll. Man kommt von unserem zu Hause aus fast ausschließlich über verkehrsarme Seitenstraßen, Fahrradwege, Parks und Spazierwege zum Eifelplatz in Köln. Da wollten wir hin.
Auf dem Spielplatz neben dem „Blumenlabyrinth und dem runden alten Gemäuer“ ist es auch herrlich. Wir sind früh und es ist noch richtig leer. Die Kinder und ich genieße die Zeit und wir bleiben über 2 Stunden. Wunderbar. Es ist nicht zu heiß oder zu kalt. Es weht ein Lüftchen und Schatten und Sonne haben wir auch.
Am fortgeschrittenen Nachmittag fahren wir wieder zurück und gehen sogar noch einkaufen, ohne dass es auch nur einen Tropfen geregnet hätte. Vor dem Supermarkt heult das Knöpfchen, dass sie nicht mehr „laufen kann“. Als wäre sie 35 Minuten neben dem Rad her gerannt. Und das Sirenchen hat plötzlich furchtbares Seitenstechen (Auch sie muss von mir unbemerkt neben dem Rad gejoggt sein) und heult und möchte im Einkaufswagen sitzen. Ich zische ein wenige angestrengt vor mich hin und schiebe schließlich den Einkaufswagen mit zwei Kindern drin durch die Gänge. Platz für Einkäufe ist nun nicht mehr im Wagen. Der Sohn meint, er könne auch nicht mehr laufen, aber da werde ich gnatzig und gebe unmissverständlich zu verstehen, dass ich nun den Kaffe auf hab und es mal ruck zuck hier weiter gehen müsse, OHNE weitere Befindlichkeiten. (Denn jetzt hab ICH Befindlichkeiten.)
Wieder draußen lade ich die Einkäufe ins Rad und dann sitzen 2 von drei Kindern auch schon drin. Nur das Sirenchen mault vor sich hin. Ich bitte sie den Einkaufswagen weg zu bringen. Was sie sonst IMMER machen möchte. Heute „möchte sie was anderes möchten“ (um mal den Sohn zu zitieren) und moppert und mosert vor sich hin. Als ich mir selbst gerade den Einkaufswagen schnappen möchte, heult sie laut auf. Sie ist gegen die Handbremse oder den Lenker vom Fahrrad gelaufen. Sie hält sich das Auge. Ich frage nach, wo sie sich gestoßen hat und woran genau, um sicher zu gehen, dass das Auge nicht verletzt ist. Is nichts, zum Glück. Und ich gebe ihr die Tüte mit den Tiefkühlbrötchen zum Kühlen.
Zu Hause angekommen sind die Kinder wieder so hampelig und grenzwertig gelaunt. Sie geben an furchtbar müde zu sein, was sie wiederum blitzartig kuriert haben, als ich sie endlich ins Bett bringe. Der bloße Anblick vom Bett wirkt manchmal Wunder. Prompt stehen sie putzmunter wieder neben mir. Wir hören dann einfach mal eine Runde laut Musik. Und die Kinder tanzen und flitzen durch den Garten. Danach gehen sie fast freiwillig wieder ins Bett, werden aber ein letzte Mal vom Blaskapellenumzug des Schützenvereins um 21 Uhr aus den Betten geschreckt. Sie nennen es einen kurzen Sommerkarnevalszug und wundern sich über die grünen Uniformen.
Grün, grün, grün steht den Schützen wunderschön……sangen schon die Bläckföös. (kölsches Kulturgut)
Gute Nacht.
2 Antworten auf „Wenn Kinder einen Ausflug machen wollen und dann nicht in den Quark kommen“
Hallo Beatrice,
Diese Situationen kenne ich. Bei uns ist der Aufbruch auch meist das anstrengendste an Ausflügen.
Sind wir erst mal von zuhause weg, wird es meistens wunderbar.
Der Spielplatz sieht sehr schön aus. Ich hoffe, du behältst den Tag trotz Aufbruchstress in guter Erinnerung.
Viele Grüße
Mama Maus
JA, der Tag war trotzdem schön. Und es gehört ja schon irgendwie dazu, dass es vorher immer ganz chaotisch ist. Man hätte ja sonst auch gar nichts zu erzählen. 😀