Unsere Kinder sind, wie ich finde, erstaunlich genügsam. Ich habe nur äußerst selten Probleme mit Quängelware im Supermarkt. Und da gibt es dann auch kein riesen Theater. Da funktioniert ein NEIN. Das Theater gibt es wegen andere Dinge, zum Beispiel Zahnpasta oder Spaziergängen, aber nicht wegen Konsumgütern. Wir können auch mit den Kindern in Spielwarengeschäfte gehen und ohne Terror wieder raus gehen. Wir bestaunen dann alles gemeinsam und ausgiebig und wir Eltern holen uns eventuell eine Inspiration für das nächste anstehende Geschenk. Jedenfalls war das mit den großen Kindern bisher so. Bei der Jüngsten bin ich mir nicht ganz so sicher, ob die Erfahrung auch hier Gültigkeit hat.
Es began, als sie 15 Monate alt war. Wir bummelten durch die Spielwarenabteilung eines großen Supermarktes. Die Kinder und auch wir staunten mal wieder über das Warenangebot. Da wurde das Knöpfchen mit einem Mal ganz hektisch im Einkaufswagen und wollte dringlich aussteigen. Ich setzte sie ab, sie stürmte los….ganz ans andere Ende des langen Ganges. Vorbei an einer unfassbar großen Auswahl an Puppen aller Art und anderen spannenden Dingen, strauchelte sie auf einen kleinen rosé Puppenbuggy zu. Den nahm sie fest in die Hände, machte dabei laut und vergnügt: „Huuuiiiiii!“ und schob ihn, wie aufgestachelt Kreuz und Quer durch die Abteilung. Ich fühlte mich an eine junge Katze erinnert, die aufgepuschelt im Seitgallopp durch die Wohnung fetzt.
Das besahen wir uns erstaunt und belustigt und ließen es eine Weile gewähren. Als wir dann zum Weitergehen aufforderten, ließ das Knöpfchen den Buggy nicht los. Sie hielt ihn stoisch fest, auch als ich sie hochhob. Was wir auch versuchten, sie war festgewachsen. Da das gute Stück nur knappe 10 Euro kosten sollte, knickten wir ein. Sonst gab es ja, wie oben beschrieben keine Extrawünsche. Der Sohn und das Sirenchen durften sich auch noch etwas aussuchen. Das Sirenchen wählte eine „Pinzesse“, die ihre liebste Puppe ist seit dem. Der Sohn nahm einen Hubschrauber von fragwürdiger Qualität. Der fliegt schon nicht mehr. Der Puppenbuggy ist aber seit Monaten im Dauereinsatz. Man kann also nicht von Fehlkauf sprechen.
Ich transportierte das mit dem Buggy verwachsene Kind unterm Arm zur Kasse.
Da konnte auch nur der Preis abgelesen werden, nachdem wir das Schild, unter Protest vom Knöpfchen, abschnitten. Sie glaubte den Buggy der Kassiererin überlassen zu müssen. Das Knöpfchen hielt den Buggy auch im Auto weiter fest und ich trug sie zu Hause auch mit dem Buggy zusammen ins Kinderzimmer und legte sie ins Bett zum Mittagsschlaf. Da durfte ich den Buggy aber nehmen und neben das Bett stellen. Ganz dicht, versteht sich.
Dann hatte ich vor vielen Wochen nochmal ein ähnliches Erlebnis. Das Knöpfchen und ich bummelten durch ein ganz tolles Geschäft mit Möbeln und Dekoration. Ein Fest für´s Auge. Sie war auf meinem Arm und wurde auch wieder ganz unruhig. Sie zeigte wild rudernd in eine Richtung: „Da. Da!“ Ich ließ mich lotsen. Es gab so viel zu sehen, dass ich nicht ahnte, was sie meinte. Dann standen wir vor einem Regal in dem, unter anderem, ein paar Dekostoffhühner aus buntem Blümchenstoff saßen. Zugegeben, die sahen echt süß aus. Das Knöpfchen ruhte nicht eher, bis ich ihr ein bestimmtes angereicht hatte. Das klemmte sie sich mit dem bekannten „Huuuiiiii!“ unter den Arm und ließ es nicht mehr los. Auch nicht zum Bezahlen. Es sitzt bis heute in ihrem Bett und wird auch gerne mal im Puppenbuggy chauffiert.
Dann waren wir heute in einer Drogerie. Es gab unglaublich viel Weihnachtskram. Ich war ganz geflasht. Auch da hatte die kleine Frau wieder ein Auge. Sie schubste den, sonst heißbegehrten, Kindereinkaufswagen zur Seite, stürmte auf ein Regal zu und räumte beinahe die ganze Auslage ab. Sie sah in der dicken Winterjacke aus, wie ein Meeresschildkrötenbaby, das einen Sandhügel versucht zu erklimmen. Alles nur, um an ein 20 cm großes Stoffdekopüppchen zu gelangen. Davon saßen 3 verschiedene im Regal, wirklich halb versteckt von anderem Kram. Ein Bestimmtes musste es wieder sein. Ich assistierte und reichte an. Das Knöpfchen machte mit hellem Stimmchen: „Uuuiii!“ (Das „Huuui“ ist dem „Uuuuiii“ gewichen.) „Pappoo!“ Herzte das Püppchen und klemmte es entschlossen unter das Ärmchen. Der Einkaufswagen wurde links liegen gelassen. Den konnte ich dann schieben. Das Kind trug die „Pappoo“, küsste sie in regelmäßigen Abständen und hat sie jetzt auch in ihrem Bett sitzen.
Fast fürchte ich, habe ich Glück gehabt, denn ich kann mich leider nur schwer disziplinieren und NEIN sagen, wenn das Knöpfchen wild entschlossen und zuckersüß einen ganz dringenden Wunsch hat. Mütter sind manchmal blöd verklärt. Nur gut, dass das Knöpfchen keine teuren Wünsche hatte.
Nachtrag: Das Sirenchen liebt ein Sommerkleid, dass sie das Erdbeerenkleid nennt. Es waren welche drauf gedruckt. Das Kleid ist mittlerweile spack und kurz und für den Winter auch zu dünn. Ich habe ein paar neue, sehr süße Winterkleidchen gekauft. Aber die können gegen das Erdbeerenkleidchen nicht anstinken. Täglich wird danach gefragt. Ich fand dann in einem Sekondhandladen um die Ecke ein Kleid von komplett anderem Design, ABER mit Erdbeeren drauf!! Ich war aber dennoch unsicher und nach dem Kindergarten fuhren wir nochmal alle zusammen dort vorbei. Das Knöpfchen schob mit einem Rutschtier durch den Laden, fand aber tatsächlich nichts, was sie haben wollte. Dem Sirenchen gefiel das Kleid super gut und sie war beseelt. Sie zieht es wohl auch nur noch zum Waschen aus.
Aber da gab es auch noch eine Entdeckung. Mein kleiner, großer Atto kramte in einer Kiste und hielt plötzlich einen 25cm großen WALL E -Spielzeug-Roboter in den Händen. Sein Blick war nahezu glasig vor Freude und Verwunderung. Dazu muss man sagen, dass er diesen Film schon mehrfach angesehen hat. Ja, Atto ist noch klein, das Fernsehen ist böse, aber wir haben mit ausgesuchtem und begleitetem Medien-Konsum bisher gute Erfahrungen gemacht. Er liebt diesen Film.
Jedenfalls war Atto komplett weg getreten. Mir war da auch klar, dass ich den Laden nicht ohne WALL E verlassen könnte. Da gab es dann eine vorweihnachtliche Bescherung. Die schönsten Geschenke sind doch immer noch die unerwarteten und wirklich gewollten.
Seither haben wir einen neuen Mitbewohner und Freund. 🙂