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...und was es sonst noch gibt #coronaeltern Erziehung und Realität Es könnte so einfach sein seufz

Einkaufen mit 4 Kindern und andere Unregelmäßigkeiten

Es gibt sie, die geschmeidigen Tage. Die ganz ohne Zank und Mecker sind allerdings rar. Die, die man einzig durch elterliche Entschlossenheit mit viel Reden, Schlichten, Locken, Versprechen, Bestechen, Anfeuern zu einem guten Tag bring, sind deutlich in der Überzahl. Und die, an denen einfach Hopfen und Malz verloren ist, sind wieder seltener.

(Es ist nicht ganz einfach ein paar präpubertäre Ferienkinder und ein Kleinkind unter einen Hut zu bringen.)

Heute ist also ein seltener Tag. Er begann für mich schon 5 Minuten vor dem Weckerklingeln, da auf der Nachbarbaustelle mit großem Geräteinsatz Material geliefert wurde und dann mit dem Bau des Dachstuhls begonnen wurde. Hydrauliklärm, Abgasgeruch, Hämmern, Bohren, Sägen….Um 7 stand ich auf, war froh, dass die Kinder noch in ihren Zimmern blieben. Ich kramte in der Küche und buk schon einen Bisquittboden für den Geburtstag vom wilden Mädchen. Denn auch unsere Handwerker sollten, so meine Information, heute auch wieder kommen und mit unserem Anbau weiter machen. Im Raum stand zudem das Fräsen einer Wand, um eine Fensteröffnung zu schaffen. Wenn dem so gewesen wäre, hätte es später unfassbar viel Dreck und Lärm bedeutet.

Gerade als der Kuchen im Ofen war und ich die Küche wieder aufräumte, erschien mein fideles Kinderquartett und hatte Hunger. Ich bat die Großen Brötchen holen zu gehen, denn wir hatten kein Brot mehr. Darüber entfachte ein Streit unter den Geschwistern, wer nun mit Brötchen holen dran wäre, wer schon wie oft war, wer sich alles ungerecht behandelt fühlt deswegen etc pp. Es war zermürbend. Eine halbe Stunden lang Gezeter, bis dann doch zwei los zogen, um am Büdchen (ganze 2 Minuten entfernt!,) ein paar Brötchen zu holen. 

Ich war schon genervt, bevor ich den ersten Kaffee getrunken hatte.

Dann saßen wir am Frühstückstisch und warteten mehr oder weniger auf das Erscheinen der Handwerker.

Denn eine Woche lang hatte ich Gedanken gewälzt und alles durchdacht, um diese Tage rund um den Geburtstags vom wilden Mädchen, egal wie nun der Stand der Bauarbeiten sein würden, auf unterschiedliche Weise gut verbringen zu könnten. Ich hatte sogar das Geburtstagskind darauf vorbereitet, dass ich verschiedene Optionen im Angebot hätte, aber nur sehr kurzfristig sagen könnte, wie der Tag genau aussehen würde. Mit einem Puff waren dann alle komplizierten Konstrukte dahin. Als ich den Mann fragte, wie das heute wohl würde, sagte er, es könne doch auch sein, dass die Handwerker erst am nächsten Tag kämen. Das sei ja final nicht ganz sicher gewesen. Wieso ich dieser nicht ganz unwichtigen Information allerdings erst heute habhaft wurde, wäre an dieser Stelle eine interessante Frage. 

Bevor ich mich darüber aber wirklich aufregen konnte, stritten die Kinder schon wieder, kauten mir beide Ohren bezüglich Medienkonsum ab und brachten mich ordentlich auf die Palme. Die Hummel macht neuerdings auch Selbstbedienung, schiebt Hocker an alle Schränke und kippt sich großzügig Saft oder Milch in irgendwelche Gefäße, nicht ohne alles tüchtig zu verschlabbern. Hinzu kommt der Kater, der seit ein paar Tagen nicht so gut drauf ist, seine Tabletten nicht frisst und sehr oft Galle auswürgt. Ich versuchte also auch noch einen Tierarzttermin zu bekommen, musste aber auf den Anrufbeantworter sprechen.

Ich dachte ja, ich hätte heute vormittag mit dem Kater mal vorsprechen können, somit traute ich mich nicht wirklich das Haus zu verlassen. Aber es kam bis jetzt kein Rückanruf und der Kater flitzte draußen rum. Ich zwang mich einen neuen Tagesplan zu entwerfen, auf dass die Kinder beschäftigt wären.

Wir mussten noch ein paar Kleinigkeiten im Einkaufszentrum besorgen. Also auf die Räder. Wie immer motzten die Kinder. Als Lockmittel schlug ich vor, jeder könne sich eine Kleinigkeit vom Taschengeld aussuchen. 

Auf dem Weg bekam die Hummel dann einen ersten Aussetzer und wollte an dem, zum Glück nur sehr kurzen Stück, Hauptverkehrsstraße auf der Bordsteinkante mit ihrem Laufrad fahren. Ich ermahnte zweimal scharf. Beim dritten Mal sprang ich von meinem Lastenrad und pflückte die Hummel samt Laufrad von der Bordsteinkante. Es gibt nun mal Gefahrenzonen, da diskutiere ich nicht.  Großes Gezeter. Großes Geheule. Streik auf dem Bürgersteig. Die Geschwister genervt. Ich noch gelassen.

Im Park dann machten wir einen wirklich schönen Stopp auf dem Spielplatz. Das war ein freundlicher Moment. Zumal ich mich seit kurzem daran erfreue, dass die Hummel sich von mir zu lösen beginnt und nicht mehr für alle Wege mein Hand braucht.

Im Einkaufszentrum jedoch hätte ich mich schon nach 5 Minuten am liebsten hysterisch lachend auf den Boden geschmissen. Was n Horror! Die Hummel rannte in jeden Laden hinein und versteckte sich da sehr virtuos. Die Geschwister waren in großer Aufregung. Im Buchladen musste ich ein Geschenk für einen Kindergeburtstag besorgen und hätte gerne auch jedem ein Buch in überschaubarer Preisspanne spendiert und mir selbst auch noch eines mitgenommen. Aber da war nix zu machen. Weder die schöne XL-Frida Kahlo- Tasse noch das Buch für mich nahm ich mit. Den Kindern konnte ich auch keine Lektüre schmackhaft machen und die Hummel rannte  zur Abwechslung statt ins Geschäft, aus selbigem heraus.

In der Spielzeugabteilung eines anderen Geschäftes versuchten sich dann alle etwas auszusuchen. Aber das gelang nicht gut. Ich musste bestimmt 20 Minuten lang vermitteln. Sonst hätte alle eine 40 Euro Sache in der Hand gehabt. Das fand ich unangemessen und ich hätte einen nicht umbeachtlichen Betrag für billiges Chinaplastik beisteuern müssen. Das galt es zu vermeiden.

Wieder draußen wollte K4 dann eine Laugenstange von einem teuren Imbisstand. Ich versuchte ihr zu erklären, dass wir lieber und sofort beim Bäcker eine holen. Aber das akzeptierte sie nicht. Sie warf sich theatralisch heulend zu Boden und pulte in den Ritzen der Pflasterteine. 

Sie blieb so beharrlich, dass die Geschwister einknickten und mich baten doch endlich diese doofe Laugenstange zu kaufen. Ich sag euch, hast te große Kinder, kannst te konsequente Erziehung echt vergessen. 

Ich würgte meinen Ekel über die über alle maßen dreckigen Finger des Kleinkindes herunter und hoffe, dass Dreck wirklich den Magen reinigt und auch abhärtet. Wehe wenn nicht.

Schließlich kreuzten wir einen „Transitladen“, durch den man eine nicht umbeachtliche Strecke Fußweg abkürzen kann, um zum Bäcker zu gelangen. Die Hummel trug mit schwarzen Fingern ihre Laugenstange durch den Laden und begann ein lustiges Versteckspiel. Mir schwante schon Böses, Fettflecken und schwarze Kindertatscher an ausgesuchter Damenoberbekleidung und so mahnte ich streng, das Kind möge sich an der Hand ihres Bruders einfinden. Leider klappte das nicht so gut, somit schnappte ich das störrische Flitzerchen und trug es nach draußen. Beim Absetzen stupste sie sich jedoch die Papiertüte ihrer Laugenstange ins Auge und fiel erneut weinend auf den appetitlichen Boden, um sich zur Krönung noch mit den Fingern durch das Auge zu reiben. Ich war in diesem Moment froh, dass sie weinte, somit flossen hoffentlich alle Bakterien sofort wieder aus dem Auge heraus. 

Ich konnte dann eine relativ unkomplizierte Bestellung beim Bäcker aufgeben, verkniff mir aber jede weitere Besorgung, die ich gern auch direkt noch getätigt hätte und verließ final sehr zornig mit einer schreienden und zappelnden Hummel unter dem Arm das Einkaufszentrum. Die Geschwister sagten, sie wollten nie wieder mit der Hummel einkaufen gehen. Um ehrlich zu sein, ich auch nicht.

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