Kategorien
Erziehung und Realität

Die Sache mit dem Leihen und Ausleihen von Spielzeugen

Wer kennst das nicht? Die Sachen anderer sind immer spannend und ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne einen guten Freund des Hauses:

„Andere haben auch schöne Dinge!“

Bei Kindern ist das ja viel ausgeprägter, als bei Erwachsenen.  Da wird dann gegenseitig das Kinderzimmerinventar bestaunt und mit Begeisterung bespielt, während das eigene Zeug zu Hause nahezu langweilig erscheint.

Nun ist es irgendwie so Sitte, dass die Kinder im Kindergartenalter bereits beginnen begierig die Dinge der anderen Kinder „haben“ zu wollen und sich gegenseitig Leihgaben aus den Rippen leiern.

Ich finde das einerseits ja ganz schön, wenn da hin und her verhandelt und auch abgewogen wird, ob man sich von einer bestimmten Sache, und sei es nur für einen Tag, trennen mag oder eben nicht. Letzteres finde ich unbedingt  zu respektieren. Niemand möchte doch gerdrängt werden sein Lieblingsspielzeug abzugeben. Also, ich möchte auch nicht mein neues Lieblingskleid sofort verleihen. Echt nicht. Will ich nicht. Und jedem auch nicht. Und manchmal auch überhaupt nie! Vielleicht ist in meiner Erziehung was falsch gelaufen?! Keine Ahnung. Aber ich kann das nachvollziehen, wenn Kinder das ein oder andere Teil auch nicht so gerne verleihen. Dabei geht es in meinem Verständnis weniger um materiellen Wert, sondern um den persönlichen Wert. 

Ich sehe diese Ausleiherei deshalb ein bisschen zwiegespalten.

Ich finde schon, dass Kinder lernen sollten zu teilen. Ja.

Ich finde allerdings, dass die Leihgabe dem entsprechenden Alter und Verantwortungsgefühl der Kinder angepasst sein sollte.

Ansonsten artet es nämlich in Stress für die Mütter aus. Also bisher für mich immer.

Egal ob meine Kinder etwas verliehen haben oder sich etwas geliehen haben, ich habe immer den Zirkus. Ich werde entweder angemault, man wolle sein Spielzeug wieder haben. Oder aber ich bewache das ausgeliehene Teil wie ein goldenes Drachenei, damit es weder kaputt noch verloren geht.

Ja, ich möchte sogar zugeben, dass 90% der geliehenen Gegenstände sofort von mir in Gewahrsam genommen werden und am nächst möglichen Tag wieder dem Eigentümer zugeschoben werden.

Schwer im Magen liegt mir, dass hier noch ein geliehenes Spielzeug in meinem Verwahrsam liegt, dessen Eigentümer wir ziemlich lange nicht getroffen haben. Das Teil lässt sich aber auch nicht einfach mit einem Paket los schicken. Und schon als die Leihgabe verteilt wurde, war mir das eher nicht so angenehm. Und weil ich meistens versuche niemanden vor den Kopf zu stoßen, schlucke ich mein Unbehagen runter und denke: „Komm, stell dich nicht so an. Die freuen sich doch alle.“ Denn die Eigentümer sagten: „Ist doch kein Problem. Nimm es gerne mit!“ und mein Sohn freute sich wie wahnsinnig und wollte so gerne.

 

Wieso schreibe ich eigentlich darüber? 

Neulich hatte das Knöpfchen sich eine Frisierpuppe ausgeliehen. Ein „wundervolles“ Ding aus billigem Chinaplastik, deren Haltbarkeit man sich ohnehin schon ausmalen kann. Mit Unbehagen gab ich dem Wunsch der Kinder statt. 

Der Kopf der Frisierpuppe konnte leicht geneigt und auch gedreht werden. Genau so lange, bis meine beiden Mädchen zwar sehr schön, aber auch sehr, sagen wir, engagiert damit spielten. Im Hintergrund kamen natürlich immer meine Hinweise: „Seid bitte vorsichtig. Das gehört euch nicht. Das ist geliehen. Das andere Kind ist traurig, wenn es kaputt geht. blablabla“

Doch der Kopf war plötzlich ab und im Inneren des Frisierschädels klapperte das zerbröselte Plastikverbindunggstück munter umher. 

„Ui. Aber Mama, du kannst das ja einfach neu kaufen!“

Könnte ich. Müsste ich auch. Würde ich auch. War aber tatsächlich nicht ganz billig. Und für ein Spielzeug eine Versicherung bemühen? Alles so viel Aufwand wegen einer eigentlich kleinen Sache.

Unangenehm ist das aber vor allem! Sehr sogar, dem anderen Kind gegenüber. Wer weiß, wie traurig und verärgert es sein würde. Denn ich hatte den Eindruck, dass es die Puppe nicht so ganz super gerne hergab. Und ich wusste nicht, wie gelassen oder streng die andere Mama die Sache nähme. Alles doof. Das erklärte ich den Kindern. Aber die hatten es schnell wieder vergessen.

Ich allerdings nicht.

Und meinem Sinn für Nachhaltigkeit kam nun auch nicht entgegen etwas weg zu werfen und neu zu kaufen, wenn vielleicht noch Hoffnung bestünde.

Also überlegte ich kurz, kramte in meinen Bastelkisten und reparierte die Frisierpuppe. Und zwar super gut. ICH war ganz stolz, weil die neue Verbindung zwischen Hals und Kopf solide und zuverlässig funktionierte. Die Frisierpuppe kann alles wie vorher und beherbergt nun in ihrem Inneren eine Verbindung aus Holzkugeln und Gummilitze. Die Kinder wollten sofort wieder damit spielen, aber ich nahm das Spielzeug wieder in mein Gewahrsam und hoffte, die andere Mama, möge mit der Reparatur einverstanden sein.

Die andere Mama war zum Glück einverstanden mit der Reparatur. Dem Kind ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Sah äußerlich nämlich alles aus wie vorher und funktionierte auch wie vorher.

 

Das Fazit

Die Kinder und ich haben darauf hin eine Absprache gemacht. 

Es werden nur noch Dinge verliehen und ausgeliehen, die aus einem Teil bestehen und sehr robust sind und/oder gewaschen werden können. 

Und verliehen werden auch nur noch Dinge, die sie gerne hergeben und nicht weil sie jemand anbettelt. Und ausgeliehen werden auch nur noch Dinge, die ohne Diskussionen freiwillig von anderen hergegeben werden.

Ich finde je älter die Kinder werden, je besser verstehen sie den persönlichen Wert oder auch den materiellen Wert der Dinge und je eher können sie sich Dinge leihen und verleihen ohne dass wir Eltern die Hauptverantwortung dafür tragen müssen.

Dinge aller Art, also auch empfindliche Teile können meine Kinder erstmal unter sich ausleihen und sich darin üben achtsam damit umzugehen. Dann können unangenehme Vorfälle im innenfamiliären Kreis geklärt und es müssen nicht noch extern Kinder getröstet werden.

So passt es für uns, denke ich.

 

Wie läuft das bei euch?

Verleiht und leiht ihr völlig unkompliziert? Oder stresst euch das auch eher?

5 Antworten auf „Die Sache mit dem Leihen und Ausleihen von Spielzeugen“

Ich bin ziemlich froh, dass das hier bisher kein Thema ist! (:

Es wird lediglich von Oma mal das Lego Duplo ausgeliehen. Oder mal ein Buch. Aber bisher war es kein Thema sich etwas von anderen Kindern auszuleihen oder zu verleihen.

Nach deinem Bericht bin ich gespannt, wie sich das bei uns entwickeln wird 🙈

Vielleicht hast du Glück und es ist bei euch gar nicht so in Mode. Hier ist das aktuell sechs schon etwas zu IN, wie ich finde.

Also, mein Sohn hat bisher noch nichts ausgeliehen (wollte auch nicht); meine Tochter gaaanz selten mal ein Stofftier von ihrer Freundin- ist ja nicht so, dass sie nicht selbst gefühlte 2000 besitzt😉!
Allerdings fand die Freundin offenbar im Nachhinein das Ganze doch nicht mehr so toll; zum Geburtstag hat meine Tochter nämlich genau das gleiche von ihr geschenkt bekommen! 😂
Wir selber haben bisher Bücher, Kinder-DVD’s und Brettspiele verliehen und das hat super geklappt : es wurde nicht vermisst und wir haben alles heil zurückbekommen!
LG
Andrea

Hallo, der Beitrag ist zwar schon älter aber ich möchte aus aktuellem Anlass trotzdem antworten. Meine Tochter ist knapp vier ein Spielkamerade, ein Nachbarsjunge, ist 10 Monate jünger als sie. Gestern haben die beiden mit noch ein paar anderen Kindern, die allerdings älter sind als die beiden mit Autos gespielt. Als der besagte Junge ein Auto von sich raus, zum spielen geholt hat, wollte meine das natürlich auch. Sie hat ein noch sehr neues Auto geholt, das dem „kleinen“ promt gefallen hat und er fragte ob er es sich leileihen kann, alles kein Problem! Dann wollten die Eltern mit dem Jungen rein gehen, er hat das Auto wohlgemerkt die ganze Zeit nicht aus der Hand gegeben. Ich hab nichts gesagt, ich dachte die Eltern sagen ihm es ist geliehen und muss zurück gegeben werden, oder zumindest geben sie es am nächsten Tag von selbst zurück, weil es ja nur geliehen ist, das hatte der Papa dem kleinen ja vorher erklärt, wobei ich bezweifle, dass er das mit seinen knapp drei Jahren schon versteht. Ich wollte aber auch nicht sagen, so jetztmusst du es zurück geben und es ihm „entreißen“ sozusagen und damit den Eltern am Abend noch einen tobsuchts Anfall zumuten.
Jetzt ist es so das ich an dem Abend nur ganz unverbindlich gefragt habe, ob er es mit rein genommen hat, weil ich es sonst draußen noch gesucht hätte, man muss dazu vllt.sagen dass die beiden auf dem Spielplatz direkt vor der Tür im Hof zusammen gespielt haben. Ich hab die 3 nicht die ganze Zeit beobachtet und somit nicht drauf geachtet ob er es in der Hand hatte, als sie rein gegangen sind, weil ich mich auch noch mit den anderen Nachbarn unterhalten habe, und dachte er hat es vllt. irgendwo stehen gelassen. Erst später als wir auch rein sind, ist mir aufgefallen dass es nicht da war, weshalb ich wie schon geschrieben hab gefragt habe, ob er es hat, weil ich sonst suchen gegangen wäre, auch weiles geregnet hat, und es muss ja nicht im Regen liegen, rosten und dann irgendwann kaputt gehen. Woraufhin die Mama von ihm geantwortet hat es wäre im zwischen die Ritzen der Steinbänke gefallen, was meiner Meinung nach schonmal eigentlichnicht sein kann, weil es dafür zu groß ist, aber gut. Ich mich also trotzdem auf die Suche gemacht, denn dort an den besagten Steinbänken sind viele Büsche, also hab ich auch dort gesucht, ohne Erfolg. Das ich schon gesucht habe, habe ich ihr geschrieben, aber sie vertröstet mich immer nur auf morgen. Wie gesagt es regnet, ich verstehe nicht warum die Eltern wenn das Kind l ch so klein ist und etwas verbaselt hat so wenig bemühen, es wieder zu finden. Die Mama hat mir zwar zugesagt, dass sie es ersetzen würde, aber wenn es doch da ist und der Papa gesehen hat, das es angeblich irgendwo hin oder zwischen oder rein gefallen ist, dann hätte er es doch rausholen können, dann müssten die es doch finden und bräuchten es nicht neu kaufen. Das der kleine das nicht versteht, klar, aber die Eltern!
Selbst wenn, und das vermute ich, es nicht stimmt, das es draußen ist, sondern der kleine es vllt. Nicht hergeben möchte, dann müssten Sie doch nicht lügen und wenn angebkich gesehen wurde, wie das Auto draußen angblich verschwunden ist, wiso bemühen sie sich denn nicht? Die könnten sich sparen es neu zu kaufen, es geht doch draußen mit der Zeit kaputt, nicht direkt aber mit der Zeit oder wird von jm.anderem mitgenommen. Ich hätte, wenn es anders herum wäre doch alle Hebel in Bewegung gesetzt, weil mich das schlechte Gewissen plagen würde. Umd wenn die fehlende Suche tatsächlich daher rührt, dass der Sohn es nicht mehr her geben will, könnte man das doch auch sagen, langer Text geworden, tut aber gut weil es mich einfach schon ärgert, dass man sich so wenig um das Eigentum anderer Kinder schert. Meine Tochter ist fast vier, sie hat zuerst gar nichts davon gesagt, dass das Auto weg war, hat dann aber mitbekommen, dass mein Mann und ich uns darüber unterhalten, haben auch und mein Mann sich auch ein wenig darüberaufgeregt hat und sie hat sich entschuldigt, dass sie es den Jungen geliehen hat, da hab ich ihr natürlich erklärt, dass es nicht ihre Schuld ist. Soviel zum leihen! Wahrscheinlich muss man drauf bestehen, dass es zurück gegeben wird, sonst sieht man die Sachen nicht wieder! Obwohl das nicht meine Art ist und ich auf das verantwortungs bewisstsein der Erwachsenen gehofft. Hätte ich nicht gefragt, hätte ich auch nicht erfahren, dass das Auto angeblich in den Büschen oder unter irgendwelchen Steinbänken liegt!

Liebe Karin, ich kann dich vollkommen verstehen. Würde mich auch fuchsen. Ich hoffe es klärt sich irgendwie doch noch auf. Liebe Grüße Beatrice

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert