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Es könnte so einfach sein

Ein Morgen, wie jeder andere- Ich wünsch mir was.

Wie läuft es derzeit bei uns?

Der Wecker klingelt. Ich schlafe fast wieder ein und schrecke vom zweiten (backup) Weckerklingeln hoch. Die Kinder schnarchen noch alle vor sich hin. Der Sohn muss als erstes pünktlich aus dem Haus, also wecke ich ihn.

Er meint, er sei müde. Zufällig meldete man mir am Abend zuvor zurück (ich war unterwegs), der Sohn hätte um 21.30 noch im Zimmer gepoltert und mit seiner Ritterburg gespielt. Aha, denk ich.

Ich treibe ihn an aufzustehen mit dem Hinweis, abends doch einfach zu schlafen, anstatt zu spielen. 

„Mama, kann ich jetzt noch ein bisschen spielen?“

„Nein! Dann hättest du früher aufstehen müssen.“ (Dazu dient nämlich das erste Weckerklingeln, eigentlich. Mit dem zweiten ist dann klar, es muss los gehen.)

„Aber Mama, ich möchte mit meiner Burg spielen!“ mault der Sohn.

Ich komme richtig zu mir und erinnere mich an den voran gegangene Nachmittag und lasse eine mütterliche Litanei los:

„Du hättest gestern den kom-plet-ten Nachmittag damit spielen können! Stattdessen hast du mir die Ohren voll gemault dir sei langweilig. Ich habe mehrfach gesagt, ihr könntet oben was spielen. Sattdessen habt ihr mich voll gemault. Also hopp, jetzt. Merk es dir für die anderen Nachmittage! Hopp hopp.“

Der Sohn fügt sich, ich kleide mich auch schnell an und gehe schon nach unten, um das Frühstück vorzubereiten.

Der Sohn lässt auf sich warten. Ich rufe ihn mehrfach.

„Ja!“ erklingt es von oben. „Ich finde keine Hose im Schrank, die ich anziehen möchte!“

„Es stehen dir aber nur die Hosen zur Verfügung, die aktuell im Schrank liegen!“ rufe ich, während ich die Spülmaschine anwerfe.

„Aber die will ich alle nicht!“

Oaaarrrr, denke ich. Denn ich habe ihm extra einen Schwung neuer Hosen gekauft. Mit ihm zusammen! Weil alle anderen Hosen langsam ziemliches Hochwasser und viele Löcher haben. 

„Beeil dich, sonst steht Karl-Friedrich (sein Schulwegfreund) vor der Tür und du bist noch nicht fertig!“

„Aber ich finde keine Hose die ich anziehen will!“

„Zieh dir augenblicklich irgendetwas an und komm!“

„Wo ist mein Gürtel?“

„Da wo du ihn gestern ausgezogen hast.“

Er erscheint mürrisch auf der Bildfläche. Ohne Gürtel. Die Hose ist etwas zu weit. Ich mache sie am dafür vorgesehen Gummibund enger. Es passt.

Der Sohn isst. 

Ich packe derweil wegen der fortgeschrittenen Zeit seine Brotdose und Trinkflasche schon in die Schultasche und hänge den Turnbeutel an. Das macht er sonst selbst.

„Mama? Hast du meine Brotdose und meine Trinkflasche eingepackt? Und mein Mäppchen?

„Ja.“

Er macht sich fertig, zieht den Ranzen auf und geht Karl-Friedrich pünktlich entgegen.

„Denk dran, heute kommst du mit deiner Schwester nach Hause!“

„Ja. Aber hast du in die Brotdose und die Trinkflasche auch was Frisches rein getan?“

„Ja natürlich!“

„Heute morgen?“

„Jaaaahaaaa!“ 

(Als hätte ich ihm jemals etwas vergammeltes in die Dose gelegt…..)

Und dann sind die Jungs unterwegs.

Ich atme durch und gehe sofort nach oben, um die Mädchen zu wecken. Das Sirenen hört schon ein Hörspiel und malt. Ich lege mich neben sie und sage, sie müsse jetzt auch aufstehen. Sonst würde sie Ida (ihre Schulwegfreundin) verpassen.

Dem Knöpfchen streiche ich über den Kopf und weise darauf hin, sie müsse auch aufwachen.

Das Sirenchen folgt mir ins Bad, sinniert über irgendwas, was ich nicht verstehe. Ich treibe sie ebenfalls ein bisschen an. Sie sieht eine Strickjacke auf einem Kleiderstapel mit getragenen Kleidungsstücken, die zu sauber für die Wäsche, aber zu getragen für den Schrank sind und meint, diese Strickjacke anziehen zu wollen. Ich begrüße das. Dann kann sie am Abend wahrscheinlich endlich in die Wäsche. Dazu holen wir aus dem Kleiderschrank passende Sachen.

Das Sirenen beginnt mit den Socken, die sie bis zum Anschlag hochzieht und beklagt, die würden nerven.

Die Hose scheint ok zu sein.

Die Socken werden wieder runter geschoppt. Dann wieder hoch gezogen, dass es fast kracht. Die Hose friemelt sie akkurat über die hochgezogenen Socken, um gleich darauf die Socken wieder runter zu ziehen.

„Die Socken nerven!“ knurrt es wieder.

Dann zieht sie ein Unterhemd und ein dünnes Shirt darüber und darüber die Strickjacke und bekommt einen Wutanfall.

„Das nervt alles! Ich hasse Unterhemden! Die Socken sind auch doof! Und die Strickjacke auch!“

„Dann zieh doch einfach den Pulli mit dem Glitzersternen von gestern an und dann ist gut!“

„NEIN! Ich will die Strickjacke! Aber Unterhemden nerven mich!“

Sie zieht alles wieder aus. Dann das dünne Shirt und die Strickjacke wieder an.

„Mann, das nervt immer noch!“

Es scheint alles zu eng an zu liegen. Und bei den Socken ist es meist die Naht an den Zehen, die nicht exakt gleich an jedem Zeh liegt.

Ich entferne mich und mache auch ihr Frühstück schon bereit. Motzend kommt sie hinterher. „Mein Pony nervt auch!“

Sie findet eine Haarspange und klemmt ihr Pony zur Seite und isst knurrend ihr Frühstück.

Ein Blick auf die Uhr sagt, das Knöpfchen muss sich auch ankleiden. 

Ich gehe wieder nach oben, kuschle sie kurz wach und lege ihr mit ihrem Einverständnis schon frische Sachen raus. Dann packe ich flott ihre Judotasche und gehen wieder runter, damit das Sirenchen pünktlich los kommt.

Als sie schließlich im Flur steht und die Schultasche auf dem Rücken hat, motzt sie wieder.

„Das ist alles zu eng. Die Tasche ist zu schwer. Die Mütze juckt. Die Jacke nervt!…..“

Ich gehe nicht weiter darauf ein und schiebe sie stumm zur Tür heraus. Ich kenn das schon. Wenn ich jetzt darauf eingehe ist der Morgen komplett im Eimer.

Das Sirenen läuft los, winkt und sieht ganz plötzlich wieder ganz glücklich aus. Ich winke und werfe ihr eine Kusshand hinterher.

Ich schließe die Tür und gehe wieder nach oben, um zu sehen, wie weit das Knöpfchen ist. Sie liegt noch im Bett und mault: „Ich habe mich nur nicht angezogen, weil du wieder runter gegangen bist. Du sollst hier bleiben!“

Uiuiuiui, denke ich. „Du hättest eben direkt mit aufstehen können, dann wäre ich in deiner Nähe gewesen. Aber du wolltest noch liegen bleiben und ich musste doch das Sirenchen pünktlich los schicken. Ich muss euch Kinder immer alle pünktlich los schicken, sonst kommt ihr alle zu spät!“ Dann kitzele ich sie und ergänze: „Wenn ich hier bei dir geblieben wäre, hätte das nicht geklappt.“

Das Köpfchen kichert und lässt sich helfen, beklagt dann aber, ich hätte so kalte Hände.

„Siehst te, dann zieh dich demnächst selber an, dann ist dir auch nicht kalt von meinen Händen.“

Sie zieht einen Flunsch. „Jetzt ist mir kalt! Blöde Mama!“

Ich reagiere nicht.

„Und Judo mag ich auch nicht mehr!“

Aha. Denke ich und gehe auch darauf nicht weiter ein. Ich weiß, dass sie lieber länger im Bett geblieben wäre und deshalb jetzt versucht zu stänkern.

Ich geleite sie kommentarlos nach unten und stelle ihr das Frühstück hin.

Sie isst und wird zunehmend friedlicher.

Schließlich fahre ich ein zufrieden plapperndes Kind in die KiTa, welches sich lachend in die Arme ihrer Erzieherin wirft.

Zu Weihnachten wünsche ich mir einen Morgen, an dem einfach alle mal aufstehen und das tun, was zu tun ist. OHNE Gemecker.

2 Antworten auf „Ein Morgen, wie jeder andere- Ich wünsch mir was.“

Hahaha, es tut doch irgendwie gut zu lesen, dass es woanders auch so läuft 😋 Allerdings schaffe ich es nicht, so ruhig zu bleiben, irgendwann werde ich dann doch laut… Wenn auf die dritte/fünfte/ZEHNTE Aufforderung sich immernoch keiner bewegt.
Wir legen die Anziehsachen immer schon am Abend vorher gemeinsam raus. Dann gibt’s morgens keine Diskussion mehr, das hat es zumindest etwas entspannt…

Weihnachtliche Grüße,
Lea

😀 Das mit dem Abends raus legen funktioniert bei uns leider nicht. Wurde schon versucht. Aber die Damen des Hauses fühlen sich morgens dann mehr für ein anderes Outfit bestimmt. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Das geht mir nämlich genau so. ;-D

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