Es scheint, als kommt niemand richtig zur Ruhe in den letzten Jahren. Für uns persönlich ist es so, immer wenn wir denken, endlich in etwas ruhigere Fahrwasser zu gelangen, kommen nächste Strudel, Sturzbäche, Untiefen und Stürme. Weltpolitik, Klima und persönlich.
Privat gibt es einen wiedergekehrten Sorgenpunkt, den ich aber hier nicht weiter ausschmücken möchte.
Und dann sind da noch die Katzen. Wir haben ja zwei alte Katzen hier im Haus, die fester Bestandteil dieser Familie sind. Unser alter Kater machte uns vor unserer Berlinreise noch große Sorgen, da wir auf Grund seines Verhaltens und seines Zustandes annehmen mussten, er würde jeden Moment sterben. Wir bereiteten die Kinder darauf vor. Doch dann stand er plötzlich wieder auf, wollte raus, drehte seine Runden und gesellte sich mitten rein ins Kindergewühle auf dem Sofa.
In Berlin ereilte uns dann eine SOS Nachricht. Zwei dreijährigen Katzen aus dem Verwandtenkreis drohte Heimatlosigkeit bzw Leben auf beengten Räumlichkeiten, was den beiden nicht gerecht würde. Wir dachten nicht weiter nach und nahmen die beiden Samstags in Empfang.
4 Katzen! Hätte ich auch nicht gedacht, dass wir das mal machen.
Damit Alt und Jung sich möglichst friedlich vergesellschaften, trennten wir Alt und Jung zunächst. Die Alten kamen ins Erdgeschoss, die Neuen in die obere Etage.
So konnten sich die neuen Katzen erstmal etwas einleben und Vertrauen fassen.
Es stellte sich heraus, dass die neuen Katzen tatsächlich sehr kinderlieb sind. Vor allem eine liegt gerne und regelmäßig nachts bei den Kindern im Bett. Tagsüber halten sich beide neuen Katzen auch viel im Kinderzimmer der Hummel auf, auch wenn quirlige Kinder dort spielen. Die Kinder haben viel Spaß mit den verspielten Katzen, die jede Menge lustiger Dinge machen. Vor allem das wilde Mädchen bekommt regelmäßig Lachanfälle, was sehr schön ist.
Just in dem Moment, in dem ich entschied, man könne nun versuchen, die 4 Katzen persönlich miteinander bekannt zu machen, bekam unser Kater wieder einen Schwächeanfall. Er lag nur noch apathisch herum, atmete sehr schnell und wollte absolut in Ruhe gelassen werden.
Gestern suchte ich schon eine Telefonnummer für einen tierärztlichen Notdienst raus. Immer wieder abwägend, womit man dem Kater den größeren Gefallen tut. Abwarten und in Ruhe lassen oder dem totalen Stress einer Fahrt zum Tierarzt aussetzen.
Die ganze Familie war in Sorge und ein Kloß steckt irgendwo in Höhe meines Zwerchfells.
Vor allem ein Kind ist auch mehr als beunruhigt wegen der Situtation, ist aber auch irritiert darüber, dass sie sich auch sehr über die neuen Katzen freut.
Wir hatten ein schönes Gespräch über Gleichzeitigkeit. Das sehr traurige Dinge und sehr schöne Dinge eben auch gleichzeitig existieren und man auch beides fühlen darf.
Als ich heute morgen den Entschluss fasst, mit dem Kater zu einem Notdienst zu fahren, saß er plötzlich miauend vor der Tür und wollte raus. Gemächlich drehte er seinen Kontrollgang ums Haus, trank aus einer Pfütze (was er bevorzugt tut) und ruhte dann auf der Gartenbank vorm Haus.
Und wieder die Frage: Wie hilft man ihm in seinem Sinne am besten?
Und unsere arme Klütte tut mir auch leid. Sie sitzt hier unten sozusagen alleine mit dem apathischen Kater. Sie braucht doch Gesellschaft.
Während also der geschwächte Kater draußen war, öffneten wir hier drinnen die Forten für die Katzen. Die neuen Katzen durften und wollten auch gern das Terrain hier unten erkunden. Was sie vorsichtig auch wagten. Die Klütte saß skeptisch, aber recht gelassen da und beäugte die Eindringlinge. Abgesehen von scheuem Gefauche auf beiden Seiten, geht es bisher völlig unspektakulär zu.
Der alte Kater bat dann auch wieder um Einlass und rollte sich auf dem Sofa schlapp und schwer atmend zusammen. Die scheuere der neuen Katzen kam mal vorsichtig gucken. Der Kater äugt zurück. Wir beobachten, sorgen uns, freuen uns und atmen alle etwas öfter tief ein und aus.