Dem Morgen ging eine Nacht voraus, die wieder ihres Gleichen sucht. Ich habe unzählige Male mein Nachtlager gewechselt. Man könnte es auch das Zwei-Matratzen-System nennen. Die etwas unbequeme Gästematratze lag zwischen Kali und Dita. Die bequeme Federkernmatratze etwas abseits. Die passt leider nicht zwischen die Kinderbetten.
Immer so im Halbschlaf, eilte ich zu einem der hustenden und würgenden Mädchen. Am Ende wusste ich garnicht mehr wo ich lag. Ich war ganz verwirrt. Das Sirenchen hatte mitten in der Nacht auch noch einen Wutanfall. Ganz ohne das Zutun anderer. Das Kissen machte was falsch. Der Fahrradhelm lag auch nicht richtig. Ja richtig gelesen. F-a-h-r-r-a-d-h-e-l-m. Modell „Lilly Fee“ (hat Dita noch nie von gehört, aber kennt se jetzt. Helm ist rosa und pink und kann BLINKEN! Dieser löste das „Schlafröckchen“ ab.) Der Fahrradhelm liegt nun immer BLINKEND!!!in einer bestimmten Position neben ihrem Kopfkissen arrangiert und wird bewacht wie ein goldenes Drachenei. Auch im Schlaf.
Sie schaltete zeternd das Blinken wieder ein (ich hatte es augestellt), rumorte im Bett herum und stampfte dann plötzlich ins Bad, füllte sich den Trinkbecher mit Wasser und legte sich wieder ins Bett.
Eine Stunde später bekam sie einen wüsten Keuchustenanfall und wollte meine Hand danach halten. DIE musste aber auch in einer bestimmten Position liegen, sonst wurde sie auch wütend. Sie erwachte jedesmal, wenn ich die Hand anders platzierte.
Ich erwachte am Morgen. Mein erster Gedanke war: Duschen! Ein Blick auf die Uhr sagte: Nicht duschen! Also schlüpfte ich in die Sachen vom Vortag und bat den Sohn sich anzukleiden. Das tat er und wir waren trotz fortgeschrittener Stunde gut in der Zeit. Schön, wenn ein Kind mal alles sofort macht, was man sagt. Da wir kein Brot mehr da hatten, mussten wir noch beim Bäcker vorbei vor dem Kindergarten.
Wir standen fertig in der Tür, ich griff nach meinem Schlüssel….Fahrradschlüssel…Fahrradschlüssel…WTF…Der Schlüssel! Ich habe seit dem kurzen Frost vor 2 Wochen immer noch das Ersatzschloss in Gebrauch. Der Schlüssel davon ist nicht an meinem Schlüsselbund, sondern liegt gesondert auf der Ablage, ganz hinten durch, damit kein Kind dran kommt. Normalerweise. Da lag er aber nicht. Ich suchte alle Jackentaschen ab. mmmmpf
Also auf und zu Fuß und noch beim Bäcker vorbei! Es war ganz nett mit dem kleinen Umweg. Der Sohn und ich plauderten. Zwischendurch überlegte ich immer, was mit dem Fahrradschlüssel sein könnte. Auf dem Rückweg vom Kindergarten ging ich alle Eventualitäten durch. Rucksack, Umhängetasche, hinter die Heizung gefallen? Hinter die Heizung? Da hatte es beim Saugen neulich mal so geklackert. Allerdings hatte ich auch eine dicke Spinne weg gesaugt. Ich wollte nicht in dem Staubsaugerbeutel nach einem Schlüssel suchen. Baaah. Mit Spinne drin auf keinen Fall! Der Schlüssel musste wo anders sein. Im Krimskramskorb? Vielleicht war er mir im Garten neulich aus der Jackentasche gefallen? Ich musste ihn finden, denn sonst könnte ich so lange mein Lastenrad nicht benutzen, bis sich jemand erbarmt, das Schloss aufzubrechen, aufzuflexen oder so. Das ist nämlich so´n super dickes Motorradschloss.
Zu Hause wurde ich sehnsüchtig vom Herrn Papa und den Mädchen erwartet. Die hatten Hunger und es fehlte auf dem Tisch nur das Brot. 😀
Nach dem Frühstück ließ ich alles stehen und liegen. Dem dringenden Wunsch zu Duschen entsagte ich. Wir mussten einkaufen! Der Kuchen und so… Meine Recherchen ergaben, dass ich da morgens auf jeden Fall schon was gebacken haben musste, damit das gute Stück am nächsten Tag fertig sei. Ich suchte nochmals nach dem Schlüssel. Vergebens. Ich zog mit dem Kinderwagen und zu Fuß los. Den Hinweg zum Supermarkt hielt ich das Sirenchen mit Plaudereien und Ablenkungsmanövern bei Laune. Denn sie hatte schon wieder Ansätze zum Motzen. Im Supermarkt erstarrte ich dann völlig überfordert vor der Backzubehörabteilung. Oh Mann! Wenn man keine Ahnung hat…Es gibt alles in doppelt und dreifacher Ausführung. Da weiß man ja garnicht was man nun nehmen soll und sieht auch erstmal das, was man sucht nicht. Mühevoll sammelte ich alles zusammen. Nicht ohne das Sirenchen immer zu ermahnen, nicht alles anzufassen.
Zwischendurch blitzte immer wieder der Gedanke an den Schlüssel durch mein müdes Hirn.
An der Kasse legte ich alles auf. Und damit meine ich ALLES. Da ich die Einkäufe im Kinderwagen zusammen sammele, lagen unter anderem auf dem Band an der Kasse: eine offene Packung oller Feuchttücher, eine offene Packung Taschentücher, ein angebissener Rest von einer alten Laugenstange und ein olles Taschentuch mit dabei. Es war mir ein bisschen peinlich. Ich wollte es noch auf das Sirenchen schieben, die hatte aber vor mir schon vorne an der Kasse gestanden und war garnicht beim Auflegen beteiligt gewesen. Die Verkäufern nahm es mit Humor. Der Schlüssel fiel mir wieder ein. Unausgeschlafenensein ist definitiv nicht gut.
Als wir die Straße betraten regnete es. Ich stopfte beide Kinder in den Geschwisterkinderwagen, warf eine Regenplane über und konnte so auch noch schnellen Schrittes das zu Hause ansteuern. Planziel Nr 1 Kuchenbacken konnte stattfinden. Planziel 2 in der „Mittagspause“ duschen entfiel leider. Es kamen ein paar Anrufe und ein paar mussten erledigt werden. Dank des Herrn Papas, der hier oft tolle Sachen vorkocht, brauchte ich kein Essen kochen und hatte Zeit ein weiteres Mal nach dem Schlüssel zu suchen. Ich fand ihn mit großer Erleichterung. Er steckte doch in einer Jackentasche! Ich machte ein Freudentänzen. Dita staunte. Den Kuchen schnitt ich dann auch noch zurecht und aprikotierte ihn.
Der Rest des Tages verlief recht unspektakulär. Außer, dass ich wertvolle Aufräumzeit verbrauchte, um den Kuchen zu dekorieren. Ich war, offen gestanden, etwas geplättet am Abend. Ich schaffte es aber immerhin noch zu duschen.